Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona, Teil 4: TROMSØ

Im vierten Teil dieser Fotoreportage über unsere völlig verrückte Hurtigruten-Reise stand eine Besichtigung von Tromsø auf dem Programm. Es sollte unser letzter Landausflug bleiben. Aber (ihr ahnt es vermutlich schon beim Titelbild) wir sehen erstmals Nordlichter.

Wir hatten uns in Wien entschieden, die meisten Besichtigungen entlang der Route auf eigene Faust zu machen. Denn die Ausflüge sind gar nicht so günstig und im Alleingang sieht man einfach andere Dinge als in der Gruppe. Weil wir allerdings seit Trondheim nicht mehr an Land gewesen waren und ich gerade in Tromsø nichts verpassen wollte, wünschte ich mir zum Geburtstag spontan doch einen von diesen organisierten Ausflügen.

Und hier, im wunderschönen Tromsø, erwischte uns dann Corona eiskalt.

Aber zunächst stiegen wir in einen der Reisebusse beim Terminal. Die Seilbahn sollte unsere erste Station sein. Die nette Reiseleiterin wollte Tickets besorgen, während wir im Bus warteten. Es dauerte. Ich stieg aus, um eine zu rauchen und bekam direkt Gesellschaft. Die ältere Dame aus Frankreich, die kein Wort Englisch sprach, was sich später als etwas fatal (für sie) herausstellen sollte, teilte ihren Taschen-Aschenbecher (treffen chic!) mit mir. Wir unterhielten uns mit Händen und Füßen, weil mein Schulfranzösisch heute nur noch für ein paar Phrasen und Wörter reicht.

Mit der Seilbahn hoch hinauf – oder doch nicht?

Irgendwann kam die Reiseleiterin doch zurück und erklärte uns, bei der Seilbahn finde gerade eine Teambesprechung statt und sie würden überlegen, eventuell genau jetzt zu schließen. Corona. Sie stapfte durch den Schnee wieder zurück zum Schalter und wir warteten weiter. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt schon mehr über die Ausbreitung von Corona in/aus Ischgl und Co mitbekommen, hätte ich alleine beim Wort Seilbahn wohl Schweißausbrüche bekommen, aber das passierte bei uns eher in Zeitlupe. Auch zuhause lachten ja die meisten immer noch über Klopapier-Massenkäufe und am Schiff hatten wir sowieso nur wenig mitbekommen.

Mit einem erleichterten Gesichtsausdruck kam die Reiseleiterin erneut in den Bus und verkündete, dass wir doch noch rauf auf den Berg dürften. Im Nachhinein glaube ich ja, dass wir bis heute die Letzten waren, die dieses Vergnügen bis auf Weiteres noch hatten.

Wir stiegen in die Kabine, fuhren auf den Berg und sahen… erst einmal gar nichts, weil sich eine dicke Nebelwand zwischen uns und Tromsø geschoben hatte. Das machte aber gar nichts, denn alleine der viele Schnee, diese meterhohen Schneewände, waren den Ausflug wert gewesen. Kurz vor der Fahrt zurück nach unten verzog sich die Nebelwand schließlich doch noch und wir konnten den herrlichen Blick Richtung Hafen genießen.

Runter geht‘s immer

Den Mitarbeiter in der Gondel machten Mama und ich ein wenig sauer, weil sich diese Corona-Sache nun doch in unseren Köpfen breit gemacht hatte – und wir von der Idee, uns gemeinsam mit Dutzenden anderen Menschen in die enge Kabine zu drängen, wo doch ohnehin eine weitere Kabine am Weg zu uns war, nicht sonderlich begeistert waren. Außerdem hatten sie ja mit dem Corona-Thema angefangen.

Von Maskentragen war an diesem 12. März 2020 auch in Norwegen noch keine Rede gewesen. Lediglich die Hinweisschilder „wegen Corona kein Bargeld, Bezahlung nur mit Kreditkarte“ mehrten sich nun auch im restlichen Tromsø, wie wir feststellten.

Eismeerkathedrale und Polaria

Unser nächster Halt war die Eismeerkathedrale, die wirklich wunderschön und einen Stopp wert ist – von Außen genauso wie von Innen und am besten bei Einbruch der Dunkelheit.

Ins Polarforschungszentrum/Museum Polaria wurden wir dann auch noch geführt. Da gab es ein paar Robben, die ziemlich lässig waren, und einen netten Souvenirshop. Muss man sonst aber nicht unbedingt gesehen haben – zumindest nicht, wenn man nicht viel Zeit hat, um sich näher mit den Ausstellungsgegenständen und Details zu befassen.

Was natürlich fein ist, wenn man mit dem Bus geführt wird: Man sieht in kurzer Zeit so einiges von der Stadt und der Umgebung – aber bei meinem nächsten Besuch werde ich Tromsø definitiv zu Fuß erkunden.

Abends in Tromsø

Über das Nachtleben von Tromsø weiß ich natürlich nichts. Aber der Ausblick vom Schiff auf die nächtliche Stadt war sensationell.

Nordlichter <3

In dieser Nacht vom 12. auf den 13. März 2020 sahen wir zum ersten Mal Nordlichter. Obwohl ich meiner Mama natürlich recht geben muss, dass sie auf den Fotos noch viel toller aussehen als in Echt – es ist einfach so egal. Während wir uns nach und nach sämtliche Körperteile abfroren, schauten wir fasziniert in den Nachthimmel, über den diese grün-blau-violette Lichter wie wild tanzten und eine beeindruckende Show ablieferten. Meine ersten Nordlichter. Magic moment, definitiv.

Und dann ging es so richtig los mit Corona und dem unerwarteten Ende der Reise, das sich allerdings so richtig in die Länge ziehen sollte…



Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona in zehn Kapiteln:


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