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Spenden statt schenken: Weihnachten fällt heuer aus

„Übrigens, wenn wir schon alle zusammen sitzen…“ In unserer Familie ist das seit jeher die Einleitung zu wenig Erfreulichem. Bambarabammm, Paukenschlag. „Ich bin nicht mehr mit xy zusammen“ oder gar „Xy ist gestorben“ sind mögliche Fortsetzungen. Aber auch besonders Erfreuliches wie „Wir bekommen ein Kind“ kann folgen. Sagt einer von uns diesen Satz, wissen jedenfalls alle: Jetzt kommt was…

„Wenn wir schon alle zusammen sitzen…“, beginne ich an diesem Nachmittag. Alle Blicke sind auf mich gerichtet. Jetzt kommt was. „…wenn es für euch okay ist, dann möchte ich euch heuer nichts schenken. Und ich fände es schön, wenn ihr das umgekehrt auch so macht.“

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Aus einem fernen Land – der umgekehrte Kulturschock

Unzählige Tipps haben sie mir mit auf den Weg gegeben. „Du fliegst zum ersten Mal so weit weg und dann gleich nach Nordindien? Na bumm“, haben sie gesagt. Sie haben mir Reiseführer geschenkt oder geborgt. Darunter ein wirklich lesenswertes Buch mit dem Titel „Kulturschock Indien“. Nur vor einem haben sie mich nicht gewarnt: vor dem Kulturschock Österreich.

Zwei Wochen Indien. Frankfurt – Delhi – Frankfurt. 14 Tage Rajasthan. Fast täglich ein neues Quartier in einer neuen Stadt. Eine Reisegruppe. 35 Menschen. 32 Deutsche, eine Chilenin und zwei Österreicher. Ein zurückhaltendes „Schau ma mal“ am Anfang, große Liebe am Ende. Was die Gruppe und das Land betrifft. Dass beide wunderbar sind, sollte sich sehr bald herausstellen.

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Refugees in Wien: Nachts am Hauptbahnhof

Mein Gewissen meldet sich unerwartet laut bei mir: Fahr zum Hauptbahnhof, vielleicht kannst du etwas tun. Dort kommen immer wieder Züge mit Flüchtlingen an. Weniger zwar als am Westbahnhof, aber eben auch. Am Westbahnhof, höre ich, werden zu diesem Zeitpunkt gerade keine weiteren Spenden und Freiwillige benötigt. Ich bin unsicher, ob ich überhaupt helfen kann oder nur anderen im Weg stehe. Vielleicht sind dort auch schon genug helfende Hände. Aber ich fahre am Abend einfach los. Notfalls kann ich ja wieder umdrehen, denke ich.

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20! Tausend! Danke, Wien!

Wienerinnen und Wiener, ich bin unglaublich glücklich. Mehr als 20.000 von euch haben auf einen der letzten Sommerabende in diesem Jahr verzichtet, um gemeinsam auf die Straße zu gehen. Das Motto der friedlichen Kundgebung: Mensch sein in Österreich. Immer noch mehr Menschen strömen aus den U-Bahn-Stationen, es hört gar nicht auf. Mit großen Augen starren wir später auf die ersten Luftaufnahmen in den sozialen Netzwerken. 20! Tausend! Mindestens!

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Traiskirchen again – darf man eigentlich noch hoffen?

Mir geht diese junge Frau nicht aus dem Kopf, die ich gestern getroffen habe. Wir stehen vor dem Flüchtlingslager Traiskirchen, reden ein bisschen, ihr Bruder übersetzt. Beide stammen aus Syrien, erzählt er. Er ist vor zweieinhalb Jahren nach Österreich gekommen, lebt in Linz. Von dort aus ist er an diesem Tag ungefähr eineinhalb Stunden nach Niederösterreich gefahren, um seine Schwester und ihre Kinder zu besuchen. Sie sind erst vor fünf Tagen in Traiskirchen angekommen. Drei Monate waren sie zuvor auf der Flucht. Am schlimmsten, sagt die Frau, sei es in der Türkei und in Ungarn gewesen.

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Zu viel Zeug hier, zu wenig Zeug dort

Wochen-, monate-, teilweise jahrelang konnte ich es aufschieben. Mein Kleiderschrank war schon zu lange prall gefüllt mit Gewand, dass mir nie mehr passen und/oder gefallen würde. Ständig, immer häufiger höre ich dagegen von Menschen, die im Gegensatz zu mir nichts haben. Wusste ich natürlich schon. Aber wir kennen alle Gründe, warum man das Unausweichliche aufschiebt: keine Zeit, keine Lust, irgendwann werde ich es schon machen, vielleicht brauche ich es ja doch noch..

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