Wienerinnen und Wiener, ich bin unglaublich glücklich. Mehr als 20.000 von euch haben auf einen der letzten Sommerabende in diesem Jahr verzichtet, um gemeinsam auf die Straße zu gehen. Das Motto der friedlichen Kundgebung: Mensch sein in Österreich. Immer noch mehr Menschen strömen aus den U-Bahn-Stationen, es hört gar nicht auf. Mit großen Augen starren wir später auf die ersten Luftaufnahmen in den sozialen Netzwerken. 20! Tausend! Mindestens!
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Traiskirchen again – darf man eigentlich noch hoffen?
Mir geht diese junge Frau nicht aus dem Kopf, die ich gestern getroffen habe. Wir stehen vor dem Flüchtlingslager Traiskirchen, reden ein bisschen, ihr Bruder übersetzt. Beide stammen aus Syrien, erzählt er. Er ist vor zweieinhalb Jahren nach Österreich gekommen, lebt in Linz. Von dort aus ist er an diesem Tag ungefähr eineinhalb Stunden nach Niederösterreich gefahren, um seine Schwester und ihre Kinder zu besuchen. Sie sind erst vor fünf Tagen in Traiskirchen angekommen. Drei Monate waren sie zuvor auf der Flucht. Am schlimmsten, sagt die Frau, sei es in der Türkei und in Ungarn gewesen.
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Traiskirchen – ein surrealer Ort, der Bescheidenheit lehrt
„Baby, i love you to want me“, tönt es aus dem Autoradio. Ich sitze auf der Rückbank, den Kopf an eine zusammengerollte Isomatte gelehnt. Das Auto ist bis oben hin vollgepackt mit Kleidung, Taschen, Schuhen, Hygieneartikeln, Kinderspielsachen und Obst, sogar ein Zelt ist dabei. Mit ist übel, schon den ganzen Vormittag… nein, eigentlich seit Tagen. Wir sind am Weg nach Traiskirchen und ich habe keine Ahnung, was uns dort erwarten wird. Unzählige Berichte habe ich in den letzten Tagen gelesen: von Freunden, Bekannten und Fremden. Wir haben viele Tipps bekommen: Nicht direkt vor dem Haupteingang zum Erstaufnahmezentrum parken, um zu vermeiden, dass 20 Menschen auf einmal auf das Auto einstürmen, vielleicht wahllos nehmen, was sie gar nicht brauchen. Sich besser einen Platz etwas abseits suchen, herumgehen und die Leute gezielt ansprechen. Auf alles vorbereitet sein, vor allem auch auf die eigenen Emotionen.
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