Im Laufe unserer Vietnam-Reise haben wir uns irgendwann unweigerlich gefragt, was man alles mit Motorrollern transportieren kann. Oder besser: Ob es eigentlich irgendetwas gibt, das man damit nicht transportieren kann. Lutz und ich haben dann begonnen, zu fotografieren, was uns an Skurrilitäten vor die Linse gefahren ist. Und die Antwort ist: Der Kreativität sind absolut keine Grenzen gesetzt. Aber seht selbst…
Wir sind bereits seit elf Tagen unterwegs und nähern uns schön langsam dem Höhepunkt unserer Reise, zumindest erwarte ich sehr viel von Saigon / Ho-Chi-Minh City. Aber vorher geht’s erst einmal mit dem Schnellboot von der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh zurück nach Vietnam. Zur Auswahl stehen ein großes und ein kleines Boot und ich entscheide mich kurzerhand für das kleine. Eine gute Entscheidung, denn wir haben viel Spaß. Das hintere „Außendeck“ wird kurzerhand zur Partyzone erklärt, wir rauchen und trinken Whiskey aus der Flasche. Auch unser Guide gesellt sich dazu und erzählt uns einiges über Chau Doc, wo wir anlegen und die Nacht verbringen werden. Irgendwann stellt der Steuermann fest, dass zu viele von uns in der „Partyzone“ sitzen. In so einem kleinen Boot sollte das Gewicht gut verteilt sein, was mich angesichts der Krokodilwitze (tatsächlich weiß ich bis jetzt nicht, ob es dort welche gibt oder nicht) etwas beunruhigt. Die Wassermassen selbst sind es eher nicht, immerhin hängt an meiner Schwimmweste sogar eine Pfeife. Leonardo, are you here?
Eine Propellermaschine bringt uns vom vietnamesischen Danang ins kambodschanische Siem Reap. Das Visum bekommen wir direkt am Flughafen ausgestellt und anscheinend braucht es dafür mehr als ein halbes Dutzend Menschen, von denen einer kassiert, einer die Pässe aufschlägt, einer stempelt, usw. Ich betrachte das Aufgebot einfach als ein ganz spezielles Begrüßungskomitee, so fühle ich mich gleich willkommener. Einheimisches Geld werden wir laut unserem Reiseleiter nicht brauchen, denn zumindest in den Touristengebieten ist fast alles ausschließlich in Dollar angeschrieben. Mir kommt das aber recht seltsam vor, besonders in einem Land mit kommunistischer Vergangenheit, und so tausche ich trotzdem ein paar Euro in Landeswährung um. Was mir gleich zu Beginn unseres Aufenthalts auffällt: Man fährt hier deutlich anders als in Vietnam. Schneller und dem Anschein nach etwas weniger organisiert. Bei einem nächtlichen Spaziergang reißt mich Lutz kurzerhand von der Straße, damit ich nicht überfahren werde. Aber wir gewöhnen uns rasch an die „neue“ Fahrweise.
Endlich zwei Tage in der gleichen Stadt. Die Freude ist groß, als wir nach Hoi An fahren. Unser Hotel liegt auf einer kleinen Insel, aber über die Brücke und an der Markthalle vorbei sind wir zu Fuß relativ schnell dort, wo wohl noch kein Tourist einfach so vorbei gegangen ist: in der bunt beleuchteten Altstadt und am Nachtmarkt. Ohne die unzähligen Lampions wäre Hoi An vermutlich nur eine Stadt wie viele andere auch, so ist sie ein ganz spezieller Ort: romantisch, mystisch, abgefahren. Das Wort „abgefahren“ kommt mir tatsächlich relativ schwer über die Lippen, in Hoi An verwende ich es ständig. Apropos Fahren: Motorisierte Fahrzeuge dürfen nur zu bestimmten Zeiten in die Altstadt hinein, somit ist diese weitgehend Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Sehr nett ist das.
Mit einer Propellermaschine geht es weiter Richtung Süden: nach Hue. Die ehemalige Hauptstadt liegt in Zentralvietnam und ist unter anderem für ihre Königstadt bekannt. Die besichtigen wir auch gleich nach der Ankunft mitsamt der Purpurnen Verbotenen Stadt, in der sich die Privaträumlichkeiten des Königs und seiner Konkubinen befunden haben. Alles sehr spannend, doch es schüttet den halben Tag durch und ratet mal, wer als einzige keine Regenjacke mitgenommen hat…
Wir stehen an einer Art Busbahnhof. Gate 1, Gate 2…, ein reges Kommen und Gehen. Mit dem Unterschied, dass uns gleich ein Boot abholen und zu unserem Hotel bringen wird. Eine Dschunke, meinte der Reiseveranstalter, ein schwimmendes Hotel, meine ich. Erstaunlicherweise stört es gar nicht so sehr, dass sich in der Bucht von Ha Long sehr viele von denen aneinander reihen. Tagsüber genießen wir den Ausblick aufs türkisfarbene Meer und die felsigen Inseln, etwa 2000 an der Zahl. Der Legende nach sind sie aus Perlen entstanden, die ein Drache ausgespuckt hat, um Eindringlinge zu vertreiben. Daher auch der Name: „Ha Long“ heißt „herabsteigender Drache“. Eine schöne Geschichte, auch wenn es die Wissenschaft heute natürlich besser weiß. Keine Legende ist dagegen, dass Ha Long Bay als Kulisse für den James-Bond-Film „Der Morgen stirbt nie“ gedient hat.