Mit dem Abstand von neun Monaten erinnere ich mich an die so langersehnte wie abenteuerlich beendete Norwegenreise als einen der tollsten Kurztrips, die ich je gemacht habe. Ein ungeplanter Teaser für das, was noch kommen wird, sobald normales Reisen wieder möglich sein wird.
Die Durchsage der Stewardess an Bord der KLM-Maschine, die uns nach tagelanger Odyssee endlich wieder heimischen Boden unter den Füßen brachte, bereitet mir noch heute Gänsehaut.
Wie naiv wir damals doch waren.
Aber von vorne:
Reisefieber
Am Amsterdamer Flughafen, von wo aus meine Mama und ich an diesem 15. März die rettende Maschine zurück nach Hause bestiegen, hatte uns erst eine Woche zuvor so richtig die Reisestimmung gepackt. Bei Kaffee und einer freundschaftlich geteilten Appeltaart studierten wir erneut den Norwegen-Reiseführer, mit dem wir uns auf die zwei großartigen Wochen vorbereitet hatten, die nun vor uns liegen würden.
Die Hurtigruten-Reise hatten wir uns beide selbst zu unseren runden Geburtstagen geschenkt. Mama war im Jahr davor 70 geworden und mir stand in wenigen Tagen der 40er ins Haus. Papa war in Wien gut versorgt, die Familie war instruiert. Die ersten Meldungen über Corona-Fälle in China und Italien hatten wir zwar keinesfalls ignoriert, aber für die Reiseveranstalter war eine Pandemie noch kein Thema und es gab keine Reisewarnung. Also konzentrierten wir uns ganz auf den Traumurlaub.
Zauberhaftes Bergen
Ausgespuckt wurden wir auf dem kleinen, entzückenden Bergener Flughafen umgeben von… richtig, Bergen. Verschneiten Bergen, um genau zu sein. Mit dem Bus, den wir dank freundlicher Menschen rasch fanden, fuhren wir in die Stadt zu unserem Hotel, unweit des Hurtigruten-Terminals gelegen. Das hatte Mama gut ausgewählt (dachten wir).
Auch hier in Bergen war Corona in diesen Tagen kaum ein Thema. Insgeheim rechneten wir zwar ein wenig damit, dass sich das noch ändern könnte, aber jetzt waren wir nun einmal hier und wollten uns die Stadt in Ruhe anschauen.
Rückblickend betrachtet bin ich sehr froh, dass wir Bergen noch vor die Hurtigruten-Kreuzfahrt gelegt hatten, sonst müsste ich weiterhin von dieser zauberhaften Stadt im Hohen Norden träumen.
Bett, Berg, Fisch
„Sich in Ruhe Bergen anschauen“ bedeutete für mich, nach langen, arbeitsreichen Wochen durch die Stadt zu spazieren und ansonsten endlich mal wieder auszuschlafen, während Mama noch heute davon spricht, was sie mir alles beim nächsten Bergen-Besuch zeigen müsse, weil ich so vieles verschlafen hätte. Darauf freue ich mich auch schon sehr – aber zu meiner Ehrenrettung: Ich sah schon auch so einiges.
Die vielen bunten Häuser, die knallbunten Graffiti, den riesigen Hauptplatz, die süßen Seitengassen, den Hafen, den Fischmarkt (natürlich auch mit leckerem Fisch), die teils knallbunten, verzierten Kanaldeckel und Bodenausbesserungen… und Bergen von oben, ein Höhepunkt im wahrsten Sinne.
Mit der Zahnradbahn ging es hinauf auf den Berg, wir genossen den gar wunderbaren Ausblick und sogar unser Schiff, mit dem es am folgenden Abend losgehen sollte. Dachten wir zumindest.
Im Haus von Santa Klaus
Aber zuerst einmal schauten wir uns Bryggen an, diese entzückenden bunten Häuser gegenüber des Fischmarkts. Dort lockte uns ein Souvenirshop mit allerlei Mitbringsel, Trollen und einem ganzen Stockwerk voll mit Weihnachtssachen – oder waren es sogar mehrere Stockwerke? Es war jedenfalls so viel, dass wir über den Ladenschluss hinaus staunten und nur mit viel Glück nicht von der Verkäuferin eingesperrt wurden.
Wenn Mutter und Tochter reisen: Alle guten Dinge sind drei?
Ein toller Start in einen tollen Urlaub. Bei dieser Gelegenheit muss ich noch erzählen, wie unsere letzten beiden gemeinsamen Urlaube verlaufen waren: Vor zweieinhalb Jahren traf ich meine Eltern bei unseren Freunden in den Niederlanden. Ich reiste früher ab, die beiden blieben noch. Auf der Heimreise gab’s einen eigentlich winzig kleinen Unfall, alles ging gut aus, aber wenige Tage später konnte mein Papa plötzlich nicht mehr gehen und seine persönliche Krankengeschichte nahm ihren Verlauf…
Im Jahr darauf flogen Mama und ich zu Zweit in die Niederlande. Den Großteil der Reise lag Mama dann mit einer gebrochenen bzw. frisch operierten Hüfte im Krankenhaus und ich verbrachte meine Tage damit, zwischen den Städtchen hin und her zu pendeln und hing von früh bis spät am Telefon, um die Familie zu informieren und Versicherung sowie Flugambulanz zu instruieren. Zurück ging es dann mit der Air Ambulance, was gut und auch aufregend war, aber definitiv nicht auf unseren Wunschlisten gestanden hatte. Diesmal sollte alles anders werden. Alle guten Dinge sind drei, nicht wahr?
Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona in zehn Kapiteln:
Da kommt „Heimweh“ auf. Durch diesen lebendigen Reisebericht und die zauberhaften Fotos dazu werden viele Erinnerungen in mir wieder zum Leben erweckt. Ich freu mich schon auf Teil 2.
:-)))))