Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona, Teil 3: HURTIGRUTEN

Im dritten Teil will ich euch mehr über die Hurtigruten und über die MS Nordkapp erzählen. Immerhin verbrachten wir auf dem Schiff sehr viel Zeit und wir hatten uns bewusst für diese Art des Reisens entschieden, um eben diesen Teil Norwegens zu erleben.

Ich kann bis auf ein paar blöde Fauxpas gegen Ende der Reise – wobei dafür das Bordpersonal absolut nichts konnte, die waren selbst arm dran und bei einigen war ich nicht mal sicher, ob die überhaupt noch schliefen – gar nichts sagen. Im Gegenteil. Alle waren super freundlich, selbst dann noch, als die Situation nach und nach eskalierte. Und das Essen war fantastisch. Wobei Mama und ich, als es noch möglich war, uns Mahlzeit für Mahlzeit fast ausschließlich über das kalte Buffet hermachten. Dort gab es vor allem Meeresfrüchte, Fisch und Gemüse in den wunderbarsten Kreationen.

Jetzt, wo ich unsere Norwegen-Geschichte endlich niederschreibe, ereilen mich wieder unwahrscheinlich starke Gelüste nach Lachs, Heringssalat, Preiselbeeren und Co. – ich muss hier mal eben Pause machen und in den Supermarkt hüpfen. 😉

Gelebte Gemütlichkeit

Am liebsten verbrachten wir unsere Zeit auf den obersten Deck (das mit der Raucherzone, hehe). Auf dem Deck drunter konnte man sogar richtige Runden drehen – ideal zum Füße vertreten und Nordlichter-Schauen. Aufgewärmt wurde dann immer in diesem herzig eingerichteten Café mit Tischchen, Sesseln und einem gemütlichen Oma-Ohrensessel, der natürlich fast immer besetzt war. Oder an der großen Tafel, an dem ständig jemand daran arbeitete, das Gemeinschaftspuzzle zu vervollständigen.

Spätestens Abends war dann die Explorer-Bar mit diesen irre bequemen Liege-/Drehstühlen mit Panoramaausblick der Place to be.

Die klassische Postschiffroute

Natürlich gibt es auch auf der klassischen Postschiffroute immer mal eine Art Programm, zum Beispiel bei der Überquerung des Polarkreises. Aber das ist selbst für Menschen wie mich, die schon seit der Maturareise einen großen Bogen um Cluburlaube machen, absolut gut auszuhalten. Außerdem sind gerade in der kalten Jahreszeit die meisten Passagiere sowieso nie länger auf den Decks, weil es im März wirklich noch arschkalt ist. Was ziemlich angenehm ist, ehrlich gesagt.

Das Wetter war faszinierend. Mal kam die Sonne durch, mal schneite es und mal stürmte es. Wintermantel, Haube, Schal, Handschuhe und diese tollen Hand- und Fußwärmer, die ich vorsorglich mitgebracht hatte, sind ständige Begleiter, weil man immer mal wieder auch spontan raus geht. Zu den echten Highlights gibt‘s zwar Borddurchsagen, aber darauf wollte ich mich nicht unbedingt verlassen. Wer weiß, ob die auch wirklich alles so sehenswert finden wie ich.

Im Grunde sollte man wirklich nur schlafen, wenn‘s dunkel ist, aber selbst dann gibt es ab dem Polarkreis vielleicht das eine oder andere Nordlicht zu sehen; eigentlich muss man sich bei all den tollen Eindrücken wirklich zwingen, auch mal ins Bett zu gehen (das für ein schmales Klappbett übrigens wirklich sehr bequem war).

Apropos ständige Begleiter: Die Nordlichter-App war bei mir fast schon im Dauermodus. Zwar sagen sie eigentlich auch das durch, aber darauf wollte ich mich dann schon gar nicht verlassen, was eine ziemlich gute Entscheidung war. Denn wenn das Team erst einmal mit Dringlicherem beschäftigt ist (logisch), sind die Nordlichter (für sie) eher zweitrangig. Auf der Titanic ist der Kapitän vermutlich auch nicht zuerst einmal zum Eisberg gegangen und hat in das Naturschauspiel bewundert.

Highlights unterwegs

  • Svartisen, der zweitgrößte Gletscher Norwegens
  • Die mittlerweile stark verschneiten Bergketten
  • Die süßen kleinen Inseln unterwegs
  • Die Leuchttürme, wobei ich bis hierher nur ein Foto von dem bei Bodø habe – diesen fast elfenhaft kitschigen Leuchtturm vor der verschneiten Landschaft bei Nacht hat Mama fotografiert.

Best of regionale Küche

Was mir kulinarisch total gut gefallen hat, war die Tatsache, dass wir bei jeder Anlegestelle selbst sehen konnten, wie die frisch gelieferten Waren ins Schiff geladen wurden. Auf die regionale Küche legt das Team viel Wert, deswegen gibt’s zu vielen Speisen an Bord eine kleine Geschichte dazu. Das sind nämlich auch die Hurtigruten: Zum einen werden Waren von einem Ort zum anderen transportiert, zum anderen auch Passagiere, die nur von Ort A nach Ort B wollen. Postschiff eben. Gerade in den abgelegeneren Gegenden ist das nach wie vor eine ziemlich wichtige Sache.

Sollte ich in letzter Zeit jemandem mit „Die Hurtigruten sind aber keine klassische Kreuzfahrt!“-Tiraden auf die Nerven gegangen sein: Sorry, aber ist echt so. Ich bin der Meinung, dass es auf der Route nicht noch eine zweite Reederei braucht, wie sie zumindest vor Corona geplant und ich glaube auch schon genehmigt war. Aber auf diese verhältnismäßig immer noch kleinen Schiffe, die absolut Sinn machen und, kommt mir nichts. 😉

Hier gibt’s ein ziemlich cool gemachtes Video von Hurtigruten selbst, das auch die Anfangsgeschichte sehr schön zeigt:

Winterwonderland

Der viele Schnee verwandelte die Landschaft nach und nach in ein richtiges Winterwonderland. Am Weg zwischen Trondheim und Tromsø gab es keine Gelegenheit mehr für einen längeren Landgang, weil wir uns immer nur kurz in den kleinen Häfen aufgehalten haben. Aber es war auch absolut faszinierend, vom Deck aus zuzuschauen, wie wir anlegen, wie alles aus- und eingeladen wird, wie die einen Passagiere von Bord gehen, neue zusteigen und wir wieder abfahren.

Aber die Sehnsucht, auch mal richtig durch die verschneite Landschaft zu stapfen, war inzwischen schon sehr groß.


Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona in zehn Kapiteln:


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