Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona, Teil 5: CORONA

Nach den Erlebnissen in Tromsø hatten wir es bereits geahnt: Auch an Bord des Schiffes folgten nun die ersten Corona-Maßnahmen. Plötzlich befanden wir uns nicht mehr nur inmitten einer Traumlandschaft, sondern auch inmitten einer weltweiten Pandemie.

Kaum waren wir nach unserem Tromsø-Ausflug zurück an Bord, folgten auch schon die ersten Corona-Borddurchsagen: „………. takk.“ „………. thanks.“ „………. Danke.“

Zuerst wurden Whirlpool und Fitnessbereich geschlossen. Die nächsten geplanten Ausflüge würden nicht stattfinden. Auch unser geliebtes Buffet fiel verständlicherweise den Maßnahmen zum Opfer. Was das Küchenteam alternativ direkt am Tisch kredenzte, grenzte dafür fast an Zauberei. Lediglich das Frühstück, das spontan auf Gruppenabfertigung umgestellt wurde (unser Termin war gegen sechs Uhr) ließ ich fortan aus.

Reisewarnung aus der Heimat

Spätabends, nach den ersten Corona-Durchsagen an Bord, schickte mir N. über Facebook eine offizielle Meldung des österreichischen Außenministeriums: „Dringender Warnhinweis. Angesichts der unvorhergesehenen Ausbreitung des Coronavirus besteht für alle Länder weltweit ein hohes Sicherheitsrisiko. (…) Österreichischen Reisenden wird dringend geraten, die Heimreise nach Österreich anzutreten.“

Zu Hause breitete sich das Virus also schon aus und auch in Norwegen gab es bereits erste Fälle, einige davon mit einer direkten Verbindung nach Österreich, mutmaßte man – und wir waren hier auf einem Schiff irgendwo zwischen Tromsø und Kirkenes, ganz oben an der russischen Grenze, ohne auch nur den Hauch einer Chance, auf der Stelle die Heimreise anzutreten. Halleluja.

Irgendwo im Nirgendwo

Noch vor dem Frühstück deponierte ich die Reisewarnung aus der Heimat bei der Reiseleitung am Schiff. Ich stammelte von Ischgl und dass man uns als Österreicherinnen in Norwegen jetzt sicher sowieso nicht mehr haben wollte. Fatalerweise waren wir die einzigen Österreicherinnen an Bord und damit die einzigen mit einer Reisewarnung von daheim.

Einfach immer weiterfahren…

Wir verbrachten weiterhin viel Zeit an Deck und plauderten mit Mitreisenden. Ich checkte nun ständig die neuesten Meldungen auf Twitter und machte blöde Scherze darüber, warum ich „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ nicht eingepackt hatte. Übrigens tatsächlich eines meiner Lieblingsbücher und in diesen Tagen hätte es mir gar nicht viel ausgemacht, einfach so lange mit dem Schiff durch die Gegend zu fahren, bis die Pandemie zu Ende wäre. Hier am Schiff waren wir wenigstens sicher, fanden wir.

Zwischendurch fragte jemand, ob ich ein Radiointerview zu unserer Situation geben würde, aber das klappte dann doch nicht, was mir nicht unrecht war, weil ich schon immer lieber professionell geschrieben als professionell geredet habe. Aber später erzählten mir Freund*innen und Bekannte, sie hätten über Twitter und Facebook inzwischen richtig mit uns mitgefiebert.

Da waren wir also: Inmitten einer weltweiten Pandemie inmitten einer absoluten Traumlandschaft inmitten eines kleinen Albtraums mit ungewissem Ausgang …


Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona in zehn Kapiteln:


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