Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona, Teil 10: OSLO – AMSTERDAM – WIEN

Im letzten Teil der zehnteiligen Blogserie über unsere unerwartet kurze Hurtigruten-Reise näherten wir uns endlich wieder unserem Zuhause.

In Oslo angekommen, wollten wir noch versuchen, unsere Flüge von Tromsø zu stornieren. Online war das nicht möglich gewesen und bei den Fluglinien hob zu diesem Zeitpunkt niemand mehr ab. Aber auch am Flughafen waren die Schalter der Airlines wie ausgestorben. Eigentlich war der ganze Flughafen fast tot. Egal, besser zwei Flüge als keiner.

Flughafenhotel und Fluganzeige

Wir gingen spontan ins Flughafenhotel, um noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Die Idee, im Flughafengebäude zu übernachten, fanden wir beide wenig erstrebenswert. Stattdessen drückte ich dem Rezeptionisten erleichtert meine Kreditkarte in die Hand, wir besorgten Sandwiches am Flughafen gegenüber und plünderten die Minibar.

Wir waren komplett erschöpft und einfach nur dankbar für ein Bett und ein paar netten Worte. Ich studierte ständig die aktuellen Fluginfos. Mindestens die Hälfte der Flüge war bereits gecancelt worden, auch viele Flüge nach Amsterdam. Wir würden es wohl nur noch mit viel Glück schaffen.

Endlich in Amsterdam

Und wir hatten Glück. Wir flogen mit nur wenig Verspätung von Oslo nach Amsterdam und verspürten zum ersten Mal einen Anflug von Heimatgefühlen, als wir an Bord der KLM-Maschine in Nederlands begrüßt wurden (die Niederlande sind ja sowas wie unserer beider Zweitheimat).

Tatsächlich sah nun alles danach aus, als könnte auch der Flug von Amsterdam nach Wien starten. Dafür erkannten wir Schipol kaum wieder. Die gesamte Gastronomie war bereits geschlossen und mit Absperrbändern versehen worden. Einige Wartende trugen Maske. Wir nicht, wir hatten ja keine Masken und auch keine Idee, wo wir welche bekommen könnten. Wir kauften zwei Dosenbier und nahmen mit Abstand in der Wartezone vor unserem Gate Platz, bis wir erleichtert den Aufruf zum Boarding hörten.

Gestrandete am Weg nach Wien

An Bord füllten wir brav die Corona-Formulare aus, die man uns in die Hand gedrückt hatte, die dann aber zurück in Wien doch niemand sehen wollte. Vielen Passagieren sah man die Erleichterung richtig an, uns vermutlich auch. Ich kam mit dem jungen Mann neben mir ins Gespräch. Er hatte sein Praktikum in Chicago abbrechen müssen, erzählte er.

Eine Stewardess meinte, sie würden jetzt zwar noch einmal zurück nach Amsterdam fliegen, wüssten dann aber selbst nicht genau, wie es weitergehe. In Wirklichkeit wusste zu diesem Zeitpunkt niemand, was passieren würde. Und mit Sicherheit waren viele von uns noch immer viel zu optimistisch.

After these crazy days…

Welcome to the beautiful city of Vienna. Hope to see you soon after these crazy days…“, sagte die Stewardess.

Die Räder der Maschine rumpelten über die Landebahn und wir waren endlich zu Hause in Wien.

„Tot ziens und alles Gute“, sagten wir traurig und gingen von Bord – noch nie war ich so froh gewesen, österreichischen Boden unter den Füßen zu haben, und noch nie vorher war im Herzen gleichzeitig so voller Fernweh gewesen.

Willkommen in der Quarantäne

Ich brachte Mama und die Koffer nachhause, ging rasch in den Supermarkt für alles außer Klopapier, schlief 16 Stunden durch und verbrachte die nächsten zwei Wochen in freiwilliger Quarantäne.

Einen Tag nach unserer Ankunft rief die Dame vom Reisebüro an und fragte, ob unser Rückflug geklappt hätte. Anschließend sagte ich der Botschaft in Oslo Bescheid, dass sie uns von der Liste streichen können. Später durfte ich noch der Wiener Zeitung ein wenig über unseren abenteuerlichen Kurztrip erzählen.

Im Rückblick: der beste Kurztrip meines Lebens

Die Hurtigruten-Reise werden wir in jedem Fall wiederholen, sobald es wieder gefahrlos möglich ist. Mit dem Abstand von neun Monaten empfinde ich die Reise aber ohne jede Ironie als einen unglaublich tollen Kurztrip, auch wenn ich absolut nicht scharf auf eine Wiederholung unter diesen Umständen wäre.

Aber hey, Nordlichter! Bergen! Vardø! Die schneebedeckte Landschaft! Das Nordkap, wenn auch nur von unten. So viele schöne Erinnerungen, so viele berauschende Eindrücke in nur wenigen Tagen. Man stelle sich nur vor, diese Reise hätte tatsächlich elf Tage gedauert…

Nachtrag: Extra-Danke ans Reisebüro

Und jetzt ist es mir noch ein besonders Bedürfnis, euch das Reisebüro meines Vertrauens zu empfehlen, nämlich das Blaguss Reisebüro in Kaisermühlen, Schüttaustraße 4, 1220 Wien. Hier zu finden.

Die Hurtigruten-Reise nicht auf eigene Faust zu buchen, um vielleicht ein paar Euros zu sparen, war nämlich die beste Entscheidung. Zum einen waren die beiden Mitarbeiterinnen schon im Vorfeld einfach großartig und beantworteten jede Frage geduldig. Zum anderen fühlten wir uns auch während der Reise, als an Bord alles zu eskalieren begann, wirklich gut betreut. Ehrlich, ich hatte nicht erwartet, dass mich die Blaguss-Prokuristin persönlich an einem Freitagabend zurückrufen würde. (Falls sie es liest, sage ich an der Stelle nochmal danke dafür.) Schon gar nicht, wo sie selbst gerade erst am Wiener Flughafen gelandet war. Einfach nicht vergessen werden und sich ein Stück weit sicherer zu fühlen – in einer solchen Ausnahmesituation geht es um nichts anderes als das.

Dann denke ich noch an den ganzen bürokratischen Aufwand, um den wir uns ohne Reisebüro im Hintergrund selbst kümmern müssten. Abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass wir die völlig umsonst und nicht mehr stornierbaren Flüge ohne Reisebüro so einfach erstattet bekommen hätten. Vielmehr bekomme ich mit, wie viele meiner FreundInnen und Bekannten, die Reisen selbst gebucht hatten, ihrem Geld immer noch nachlaufen müssen, was ziemlich mühsam ist. „Ich kann mir denken, dass diese Abwicklungen nicht unbedingt das sind, was man als Reiseexpertin am liebsten macht“, schrieb ich kürzlich der Reisebüro-Leiterin Jaqueline Größl. „Umso mehr danke dafür!“

Selbstverständlich bezahlt mich niemand für dieses Extra-Lob, das war mir einfach ein Bedürfnis. Denn die Branche hat es gerade schwer genug und umso wichtiger ist es mir, meine Erfahrungen mit euch zu teilen. Und ich möchte bitte auch meine nächste Reise wieder bei Frau Größl buchen dürfen, das wäre mir eine echte Herzensangelegenheit.

Das war’s jetzt tatsächlich mit dieser sehr außergewöhnlichen Schiffsreise in Zeiten von Corona. Ich sage Danke fürs Lesen, Mitfiebern und für all das liebe Feedback!


Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona in zehn Kapiteln:


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Ein Gedanke zu „Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona, Teil 10: OSLO – AMSTERDAM – WIEN“

  1. Es war für mich sehr spannend, unsere Reise mit deinem Bericht nochmals zu wiederholen. Vieles wurde nochmals lebendig, einiges scheine ich durch meine Seekrankheit leider versäumt zu haben wie z.B. Vardø. Aber wir kommen ja wieder, wenn Corona einigermaßen gebändigt ist.

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