Im sechsten Teil von „Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona“ passierten wir das Nordkap. Zwar durften wir nun nicht mehr an Land gehen, aber der Kapitän führte uns extra nahe ans Besucherzentrum heran. Dazwischen: schneebedeckte Berge und zauberhafte Dörfer.
Als willkommene Ablenkung von der Corona-Bedrohung konnten wir uns nun eine Weile mit dem Nordkap beschäftigen. Dass wir hier doch nicht aussteigen durften, war zwar schade (unser einziger von Wien aus geplanter Ausflug, DAS Highlight), aber umso glücklicher waren wir, dass wir wenigstens noch den Tromsø-Ausflug mitgenommen hatten.
Nordkap zum Angreifen
Wie das gesamte Team war auch der Kapitän großartig. Er fuhr das Schiff richtig nahe ans Nordkap-Besucherzentrum heran, damit wir wenigstens ein bisschen das Gefühl hatten, dort gewesen zu sein. Angeblich machen sie das normalerweise nicht. Und dann gab es für alle Passagiere eine Urkunde – es sollte für längere Zeit die letzte erfreuliche Nachricht gewesen sein.
Jetzt saßen wir am Schiff fest
Dieser 13. März war ein strahlend schöner Tag. Wir passierten unter anderem Honningsvág, ein süßes kleines Städtchen mit hübschen bunten Häuschen, das wir leider wieder nur vom Deck aus sehen konnten. Denn inzwischen war uns auch mitgeteilt worden, dass wir in keinem Hafen mehr an Land gehen dürfen. Raus durften nur noch Passagiere, die ohnehin auscheckten. Viel mehr Infos gab es einstweilen nicht. Später werde es Infoveranstaltungen in verschiedenen Sprachen geben, wurde mit mitgeteilt.
Keine Frage, es hätte schlimmere Orte gegeben, um festzusitzen. Wir waren immer noch fasziniert von den wunderbaren Landschaften mit dem sich ständig änderndem Wetter. Wir waren wirklich gut versorgt, wir hatten weiterhin warme Betten und wir waren zumindest ziemlich sicher, dass wir wieder gut nach Hause kommen würden. Wir wussten lediglich nicht, wie und wann. Und trotzdem machte sich ein Gefühl des Eingesperrtseins und der Verunsicherung breit – nicht nur bei uns.
Für die französische Mitpassagierin und ihren Mann wurde kurzerhand eine andere Passagierin aufgetrieben, die jede Borddurchsage auch auf Französisch übersetzte. Ich meine mich zu erinnern, dass Norwegisch immer die erste Sprache war, dann kam Englisch und danach Deutsch. Und eben Französisch.
Am liebsten hatte ich die norwegischen Durchsagen, die immer mit „Takk“ endeten, was „Danke“ heißt. Auch die französischen Durchsagen fand ich wirklich nett, weil die alles andere als selbstverständlich waren und ich selbst sogar die englischen Durchsagen immer auch schon für meine Mama übersetzte, damit sie nicht nur anhand meiner Gesichtsausdrücke zu erahnen brauchte, was nun schon wieder passiert war.
Dazwischen heiß es weiterhin: Abwarten und die Landschaft genießen.
Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona in zehn Kapiteln: