Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona, Teil 2: TRONDHEIM

Teil 2 der völlig absurden, aber dennoch wunderschönen Norwegen-Reise. Unsere erste Station war Trondheim. Dort legten wir zwar nicht mit dem Schiff an, sondern landeten am Flughafen, aber immerhin: Wir waren endlich da und das Schiff war es auch.

Das vermeintliche Schiff, das wir in Bergen von oben gesehen haben wollten, war leider doch nicht unser Schiff, die MS Nordkapp. Das erfuhren wir aber erst, als wir mit unseren Koffern die paar Meter von unserem Hotel zum Terminal spaziert waren. „Oh, wurden Sie nicht informiert, dass das Schiff nicht fährt?“ fragte der Herr hinterm Schalter. Nein, wurden wir nicht.

Der Grund dafür war aber nicht Corona, wie man im Rückblick denken könnte. Stattdessen kritzelte der Mitarbeiter irgendetwas auf einen Zettel, mit dem er uns veranschaulichen wollte, dass das Schiff die Passage zwischen Bergen und Trondheim aufgrund des Wellengangs nicht befahren könne. Von einem geplanten oder vermutlich eher gewünschten Tunnel erzählte er auch – und kritzelte noch eine Flugnummer auf einen anderen Zettel, den er mir in die Hand drückte. Ein Bus würde uns nun vom Terminal zum Flughafenhotel fahren, wo wir die Nacht verbringen würden, um am nächsten Tag mit dem Flugzeug nach Trondheim gebracht zu werden. Also wieder Koffer auspacken, Koffer einpacken. Später in Trondheim erfuhren wir übrigens, dass der Grund kein außergewöhnlicher Wellengang, sondern ein ganz banaler Motorschaden gewesen war.

Hallo, Hurtigruten! Hallo, MS Nordkapp!

Unser erstes Superspreader-Event

Wenig begeistert, aber was soll man machen, landeten wir als also in diesem wenig charmanten Flughafenhotel mit wahnsinnig vielen Menschen, die entweder ebenfalls aufs Schiff wollten oder gerade erst von Trondheim zurück nach Bergen gebracht worden waren, um hier auf ihre Flüge zurück nach Hause zu warten. Unzählige Gestrandete in einer Hotellobby – heute würde man das zurecht als Superspreader-Event bezeichnen. Wir machten das Beste daraus trotz persönlichen Stimmungstiefs (wir wussten ja noch nicht, was uns alles noch erwarten würde), aßen im Speisesaal zu Abend und tranken Bier in der Lobby. Um 8:45 Uhr begann das Boarding für den Flug nach Trondheim und um 10 Uhr waren wir auch schon dort.

Irgendwo am Flughafen checkte ich uns noch eine große Flasche Wodka für die innere Desinfizierung, während zuhause in Österreich Desinfektionsmittel bereits als Mangelware deklariert wurde und auf Twitter die ersten Rezepte für die Herstellung in der eigenen Hexenküche geteilt wurden.

Wenn es an etwas auf der MS Nordkapp allerdings nicht mangelte, dann an Desinfektionsmittel, das in den kommenden Tagen unser treuester Begleiter werden sollte. Aber egal, wir waren endlich am Schiff und Handcreme in rauen Mengen würde es schon richten…

Verspäteter Reisestart

So starteten unsere Reise also erst am eigentlich dritten Tag – die coolen Fjorde der ersten beiden Tage verpassten wir so natürlich, aber alles andere würde uns dafür entschädigen.

Unsere Innenkabine war klein, aber fein – spätestens seit meinem Amsterdamtrip vor ein paar Jahren weiß ich, wie viel man auf engem Raum unterbringen kann. Gegen mein Zimmer damals (ich musste die Matratze vor dem Verlassen des Zimmers immer ganz an die Wand schieben, weil ich sonst nicht mehr reingekommen wäre, und ich konnte praktisch alles im Raum vom Bett aus erreichen ;))) war diese Kabine sogar richtig luxuriös. Dusche, WC, zwei gemütliche Betten zum Aufklappen, erstaunlich viel Ablagefläche – was braucht Frau mehr…

Wir richteten uns häuslich ein (endlich eineinhalb Wochen kein Kofferpacken mehr! Dachten wir…) und genossen das erste elf-Euro-Bier am Deck mit Blick auf den eher tristen Nebenhafen Trondheims und die noch unverschneiten Bergketten.

Coole elektronische Busse

Bei der kleinen Stadtrundfahrt am Weg vom Flughafen zum Schiff hatten wir schon einen ersten Eindruck von Trondheim bekommen. Besonders fasziniert war unser Fahrer/Reisebegleiter von den neuen, coolen und voll elektrisch betriebenen Bussen in Trondheim – irgendwie ist mir das am meisten in Erinnerung geblieben, das fand ich nämlich auch ziemlich toll.

Ich gebe aber zu, dass ich der Stadt, immerhin die drittgrößte Norwegens, ansonsten nicht wirklich eine Chance gegeben habe. Sollte mich jemand zum Zeitpunkt unserer Stadtbesichtigung auf Twitter oder Instagram gelesen haben und die Stadt mögen, bitte ich um Verzeihung. Trondheim und ich hatten keinen guten Start. Klar, die MS Nordkapp hatte den denkbar schlechtesten Schiffsparkplatz an einer abgelegenen Stelle des Hafens (sie lag dort ja auch schon tagelang).

Der Fußmarsch in die Stadt dauerte gefühlt ewig und war wenig spektakulär. Außerdem plagte mich ein etwas mulmiges Gefühl, weil ich ständig Angst hatte, wir könnten uns verlaufen und die Abfahrt unseres Schiffes verpassen. Das legt sich aber glaube ich mit der Zeit (leider sind wir nicht mehr wirklich dazu gekommen, es auszuprobieren).

Meine Trondheim-Highlights

  • Die Kathedrale mit dem offenen, grünen Friedhof rundherum – sowas kennt man ja aus Österreich gar nicht, dass da keine Mauer oder wenigstens ein Gartenzaun drumherum ist.
  • Natürlich die bunten Speicherhäuser auf Stelzen, die wir leider nur von der hölzernen Old town Bridge aus gesehen haben, weil wir die angeblich noch tollere Steinbrücke dann nicht mehr schafften. Aber die Holzbrücke ist auch sehr sehenswert, muss ich sagen.
  • Diese wahnsinnig leiwanden Glaswaben, die glaube ich Teil eines Denkmals sind – leider nicht mehr wirklich zu rekonstruieren.
  • Einfach die Tatsache, dass wir jetzt losfahren würden.
  • Uuuuuuuund: Die Brücke irgendwann nach Trondheim. <3

Hurtigruten, yeah! Endlich in See stechen!


Eine Schiffsreise in Zeiten von Corona in zehn Kapiteln:


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