Nackte Männer ist der Titel einer Ausstellung, die das Wiener Leopold Museum leider nur noch bis 4. März zeigt. Grund genug, sich heute Vormittag endlich frei zu nehmen und das zu machen, was ich mir seit Monaten vorgenommen habe: einen Museumsbesuch. Ich gebe zu, dass der Titel bereits sehr verlockend war, aber ich mag ganz allgemein Themenausstellungen meistens lieber als Ausstellungen zu ganz bestimmten Künstlern. (Lediglich bei Van Gogh mache ich eine Ausnahme: Es vergeht kein Amsterdam-Trip, ohne dass es mich nicht in die Amstel 51 verschlägt und ich seine Bilder aufsauge, so wie ich Bücher verschlinge oder intensive Gespräche mit interessanten Menschen genieße.)
Gar nicht plump
Aber zurück zu Nackte Männer: Der Titel hält, was er verspricht. Begrüßt hat uns bereits vor dem Museum ein überdimensionaler nackter Mann, der gerade ein paar Touristen aus Den Haag als Fotomotiv diente. Was sie wohl zuhause darüber erzählen werden? (Wobei, da fällt mir ein, dass es irgendwo noch ein Foto von mir geben muss, auf dem ich im Amsterdamer Sex-Museum einen Riesen-Zumpf umarme. Ähem… Muss ich mal wieder raussuchen.)
Jedenfalls: Die Ausstellung zeigt nicht bloß plump unbekleidete Männerkörper, sondern beschäftigt sich intensiv mit deren Darstellung in Malerei und Fotografie. Man muss wirklich kein Experte sein, um zu erkennen, in welchen Jahrhunderten die Prüderie vorherrschte und in welche nicht bzw. in welchen sich die Kunst ungeniert darüber hinweg setzte. Grinsend habe ich mir beim Betrachten der Werke zum Beispiel überlegt, was sich die Maler vorangegangener Jahrhunderte alles einfallen lassen mussten, um die paar Zentimeter purer Männlichkeit zu verstecken. Feigenblätter waren dabei definitiv das am wenigsten kreative, wenngleich oft eingesetzte Mittel. Von Stoffstreifen über „zufällig“ im Weg stehenden Säulen bis hin zu gut platzierten Vorhängen war alles dabei. Meine Frage, ob kleine Zümpfe damals besonders modern gewesen seien oder der Anatomie entsprochen hätten, hat mein Begleiter übrigens augenzwinkernd mit „damals war’s halt kalt“ beantwortet. Aha.
Zwischen all den nackten Statuen, in Öl oder Kreide verewigten Kerlen an etwas anderes zu denken als an… naja Zümpfe eben…: unmöglich. Richtig prüde sollte man als Besucher nicht sein. Schon gar nicht in den letzten Ausstellungsräumen, in denen es so richtig zur Sache geht: Da finden sich nicht nur Fotografien und Zeichnungen wieder, auf denen der Künstler selbst oder ein (Amateur-)Modell „in action“ zu sehen sind. „Bergromantik mit Ständer“ würde ich zum Beispiel das Abbild eines jungen Mannes nennen, das … naja, ihr könnt es euch sicherlich vorstellen. 😉
Fantasie gefragt
Ich finde: Die Ausstellung ist extrem sehenswert. Es war richtig mutig von den Kuratoren des Leopold Museum, das Experiment zu wagen. Die öffentliche Aufregung, die bereits die Plakate bei manchen Wienern verursacht haben, hat sicher zusätzlich zum Erfolg von Nackte Männer beigetragen. Mit Recht. Denn ganz ehrlich… Auch wenn nicht immer alles enthüllt werden muss: In eine Epoche, in der selbst die kleinste Nacktheit wieder mit Feigenblättern bedeckt werden muss, möchte ich nicht zurück fallen. Auch wenn ich gestehen muss, dass eines meiner Lieblingsbilder eines ist, das nichts anderes anspricht als die Fantasie. Und die anzuregen, ist gegen Ende der Besichtigung definitiv nicht allzu schwer. 😉 Das hier ist es:
Mein Begleiter und ich haben es praktisch gleichzeitig so kommentiert: „Das hätte ich gerne genau so groß im Schlafzimmer hängen.“ Und dazu vielleicht ein, zwei andere Ausstellungsbilder. Am besten ein extrem ästhetisches und eines, das mich extrem zum Schmunzeln bringt…
Wunderschön beschrieben, wie eindrucksvoll diese Ausstellung ist. Und immer wieder so herrlich humorvoll.
Danke! 😉
Du hast mir mit deinem Artikel richtig Lust gemacht die Veranstaltung auch noch zu besuchen! Ich hoffe es geht sich noch aus!!
Und ist es sich noch ausgegangen?
Leider nicht :-((( Hatte es fix für Sonntag Vormittag eingeplant, bin dann aber leider krank geworden 🙁