Abenteuer Autoreisezug: in zwölf Stunden von Wien nach Düsseldorf

Auf vielfachen… na gut, ich will ehrlich sein… Also auf einfachen Wunsch (aber hey, es gibt tatsächlich Menschen, die sich auf ganz bestimmte Blogbeiträge freuen) folgt nun: „Zeitreise auf Rädern: Wie man sich im Autoreisezug am besten mit Billigsekt in den Schlaf trinkt, um sich zurück in ein vergangenes Jahrzehnt zu träumen.“

Autoreisezug? Klar, das ist zwar eher aus der Mode gekommen, gibt’s aber noch. Zum Beispiel von Wien nach Düsseldorf. Also ab zum Hauptbahnhof, das Auto verladen und sich zwölf Stunden lang die Zeit im Zug vertreiben. Hauptsächlich im Bett, das gleichzeitig eine Sitzgarnitur ist, wenn man es aufklappt. Glücklicherweise habe ich eine Einzelkabine, es ist nämlich relativ eng. Nicht Platzangst-eng, aber dennoch Ich-kann-mich-da-nicht-ausbreiten-eng. Im Bett, das über meinem Bett wäre, würde ich die ganze Nacht lang nicht schlafen, das weiß ich schon vorher. Im wachen Zustand alles kein Problem, aber woher weiß ich, dass ich im schlafenden Zustand nicht rausfalle? Und das Bett ganz oben: Vergesst es, da bringen mich nicht mal zehn Einhörner rauf.

So retro, dass es schon wieder cool ist

In meinem Abteil stehen ein Sackerl mit Handtuch, Seife, Hauspatschen, Trinkwasser usw. Daneben: Eine kleine Flasche Billigsekt. Die öffne ich gleich mal, hilft sicher beim Einschlafen. Nach dem dritten Schluck will ich eine rauchen. Geht natürlich nicht. Well done, ÖBB. Ich mein, eh lieb, aber… Die Aschenbecher am Gang machen es nicht besser. Diese Autoreisezüge sind sowas von retro, dass die Ascher bis heute nicht entfernt wurden, dafür picken jetzt große „NICHT! RAUCHEN!“-Symbole drauf. Diese Reise führt uns zurück in die Zeit, in der das Rauchen im Zug noch erlaubt war. In der dunkle Holz- (oder eher holzähnliche) Möbel noch modern waren. Und schwarze Leder- (oder lederähnliche) Sessel und Bänke.

Besser als gedacht ist die Dusche auf Rädern. Jedoch fühlt man sich recht schnell so heimisch, dass man, nur ins Badetuch eingewickelt, beim nächsten Bahnhof recht froh ist, dass die nette Stewardess in weiser Voraussicht bereits die Jalousie vorm Kabinenfenster heruntergezogen hatte. Wobei ich sowieso recht glücklich bin, als ich das Badetuch finde, das Handtuch ist nämlich tatsächlich nicht viel größer, als es meine beiden Hände nebeneinander sind. Wäre aber auch gegangen. Zur Not geht alles.

Eine Traumreise hat auch niemand versprochen

In der Nacht mache ich praktisch kein Auge zu. Normalerweise kann ich fast immer und überall schlafen, dieses Mal nicht. Die Duschwand schiebt sich ständig geräuschvoll auf und zu. Es ruckelt und wackelt und quietscht und knarrt. Manchmal fühlt es sich an, als würde der Zug in der nächsten Sekunde aus der Kurve springen. Sicher zwei Stunden lang bin ich davon überzeugt, dass es in der Nachbarkabine ziemlich arg zur Sache geht. Bis ich endlich realisiere, dass dort und am Gang ebenfalls alles ruckelt und wackelt und quietscht und knarrt. Schlafen auf Rädern halt, ein Abenteuer.

Dementsprechend schlecht ist meine Laune am nächsten Tag, als ich den „eher naja“-Frühstückskaffee hinunter kippe. Und am Bahnhof Düsseldorf, konkret in dem Bereich, in dem wir nach dem Aussteigen auf unser Auto warten, kein Kaffeeautomat steht. Kein Cola-Automat. Kein Koffein. Panik. Weiter geht’s nach Holland und irgendwann bin ich dann auch nicht mehr grantig.

Fairerweise muss ich sagen, dass die Reise im Schlafwagen natürlich trotzdem viel bequemer ist, als wären wir die gleiche Strecke mit dem Auto gefahren. Und wenn man auf das eigene Auto im Urlaub nicht verzichten will, bleiben eben nicht viele Alternativen. Aber ich freue mich auf meine Rückreise, die dann mit dem Flugzeug. Geb‘ ich zu, den Umweltaspekt schiebe ich kurz beiseite, sorry for that. Amsterdam-Wien in knappen zwei Stunden. Schlafen im eigenen Bett. Ein Traum. Aber bis dahin habe ich glücklicherweise noch ein paar Tage Urlaub…

 

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