Adventkalender, 11. Türchen: das Wiener Riesenrad und seine bewegte Geschichte

Errichtet wurde das Wiener Riesenrad zwischen 1896 und 1897 anlässlich des 50. Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef I. Bis 1916 gehörte es Walter Basset, einem der beiden englischen Techniker, die es auch errichtet hatten. Als Basset aufgrund seiner Nationalität enteignet wurde, sollte die Prater-Attraktion abgerissen werden. Nur dem Umstand, dass zu diesem Zeitpunkt kein Geld für derlei Aktionen vorhanden war, ist es zu verdanken, dass sich das fast 65 Meter hohe Rad noch heute drehen darf.

Das Riesenrad als Filmstar

Wiener Riesenrad im Prater
Foto: Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien

1914 lockte das Wiener Wahrzeichen nicht nur mehrheitlich wohlhabende Kunden an (der Eintrittspreis war damals für normale Bürger kaum zu bezahlen), sondern war auch Schauplatz einer atemberaubender Einlage: Die Zirkusdirektorin und Reiterin Madame Solange d`Atalide fuhr auf einem Pferd sitzend auf dem Dach eines Waggons mit. Relativ prominent in Szene gesetzt wurde das Riesenrad 1949 im Film „Der dritte Mann“ und 1987 im 15. James-Bond-Abenteuer „Der Hauch des Todes“. Für einen kleinen Skandal sorgte 1998 Dolly Buster, als bekannt wurde, dass sie einige Szenen eines Pornofilmchens in einem Waggon des Riesenrades gedreht hatte. Freilich nicht abgesprochen mit den Betreibern.

Im Krieg zerstört, nach Kriegsende wieder aufgebaut

Hatte das Riesenrad die geplante Zerstörung 1916 noch überstanden, fiel es während des Zweiten Weltkrieges Bomben und Flammen zum Opfer. Das war aber nichts gegen das Schicksal des jüdischen Geschäftsmannes Eduard Steiner, der die Attraktion nach Ende des Ersten Weltkrieges ersteigert hatte. Die Nazis raubten Steiner sein Eigentum 1938 und ermordeten ihn 1944 im KZ Auschwitz. Dieser Teil der Geschichte wird übrigens bis heute weitgehend ausgeklammert, wurde immer wieder kritisiert.

Nachdem das Riesenrad 1944 völlig ausgebrannt war, schien sein Schicksal endgültig besiegelt. Doch nach Kriegsende wurde es von 1945 bis 1947 saniert – gemeinsam mit Stephansdom und Staatsoper als eines der ersten Objekte Wiens. Seither dreht es sich allerdings nur noch mit 15 Waggons statt bis dahin mit 30. Übrigens wurde das Riesenrad so konstruiert, dass es im Falle eines Stromausfalls auch händisch gedreht werden kann. Das ist doch beruhigend, oder?

Riesenrad2 web _ c Sabine Karrer
Foto: Sabine Karrer

Quellen:
Wiener Riesenrad Dr. Lamac GmbH
Prater Wien GmbH
Wien-Geschichte Wiki
Wikipedia-Eintrag zum Riesenrad

Hier geht’s zu den gesammelten Adventkalender-Blogposts…

Facebooktwitterlinkedintumblrmail

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.