Väter und Töchter haben ja oft mehr gemeinsam, als es den Töchtern (zumindest in Teenager-Trotzphasen) manchmal lieb ist. Bei meinem Papa und mir ist das auch so. Eines gehört aber definitiv nicht dazu: Während ich mit meinen Freunden aus der Schulzeit entweder gar nichts mehr zu tun habe oder sich unser Kontakt weitgehend auf Facebook beschränkt, zieht es den Herrn Papa Woche für Woche zum Heurigen, um dort Freunde zu treffen, mit denen er großteils schon einen Teil seiner Kindheit verbracht hat.
Eine Antwort auf die Frage, wie sich Freundschaften über so viele Jahrzehnte halten können, habe ich bis heute nicht gefunden, dafür kenne ich jetzt eine Geschichte, die damit zu tun hat. Irgendwann vor einigen Wochen sitzen meine Eltern und ich zusammen, als mein Papa plötzlich etwas loswerden will. Eine Bitte hätte er an mich. Ein gewisser Norbert Tischelmayer hätte ihn kontaktiert. Ein Mann, den er seit seiner Zeit als Lehrling nicht mehr gesehen hat. Inzwischen hätten sie sich getroffen und Norbert hätte ihm von seinem Vorhaben erzählt, ein Treffen zu organisieren. Und zwar ein Wiedersehen jener Leute, mit denen ihn und meinen Papa eine gemeinsame Zeit im Franz-Domes-Lehrlingsheimverbindet. Eine schöne Zeit, wie beide immer wieder betonen.
Wenn du an einem Abend einem großen Teil deiner Beziehungs-Vergangenheit gegenüber sitzt und es sich einfach gut anfühlt… dass es vergangen ist. Wenn du gleichzeitig mit einer Bekannten darüber redest, warum Parship nicht die Lösung ist. Dann liefert das Stoff für einen Blogbeitrag.
Menschen, die in langjährigen Beziehungen leben, erklären mir nämlich unglaublich gerne, sie würden sich nach deren Ende sofort bei einer Dating-Plattform anmelden. Also nach einer gewissen Trauerzeit von – sagen wir – vielleicht zwei Wochen. Ich antworte dann immer gerne: „Nein, würdet ihr nicht.“
Ich muss jetzt endlich was über diesen Spotted-Mist bloggen. Und zwar, damit ich mich nach getaner Recherche wieder aus diesen Facebook-Gruppen verabschieden kann. Beinahe täglich lese ich dort mehr oder weniger verzweifelte Aufrufe, in denen jemand nach einem Menschen, sucht, der er oder sie kurz mal in der Bim, in der Bahn oder in der Disco gesehen hat. (Von Einladungen zu tollen Single-Partys und mittlerweile überhand nehmende Spam-Postings rede ich gar nicht…) Jaja, ich weiß, Liebe auf den ersten Blick. Soll es tatsächlich geben. Aber wenn dem so ist, warum sprecht ihr diejenige oder denjenigen nicht einfach an? Und jaja, ich weiß auch, das ist nicht so einfach. Wir sind alle schüchtern und überhaupt. Aber ehrlich, was nützt es euch, (möglicherweise) mehr über jemanden zu erfahren, bevor ihr die Person ansprecht? Fällt es euch dann leichter? Ich glaube, eher nicht.
Ratet mal, was zuletzt Hauptthema all meiner Gespräche war. Im Klosterurlaub nämlich. Nein, es war nicht dieser Franziskus, das in meinen Augen ganz undemokratisch gewählte, neue Oberhaupt der röm.-kath. Kirche. Es waren Beziehungen. Welcher Art auch immer. Weil sie wichtig sind. Ob für die Klosterschwestern („Freundschaften sind wesentlich, nicht nur im Kloster, sondern auch außerhalb“, „Beziehungen können vielfältig sein; wenn eine plötzlich endet, wodurch auch immer, tut das schon weh“) oder für die liebe alte Bekannte, die ich am letzten Abend treffe („Was tut sich so in der Liebe?“ – ich frage, sie antwortet; sie fragt, ich antworte).
Der Super-GAU ist also eingetroffen: Ich im Kloster und wir sind Papst. Wobei ich mich nicht zu „wir“ zähle, aber die Belegschaft hier hat „Habemus Papam“ ebenso wie die meisten Gäste in helle Aufregung versetzt. Während also alle ins Fernsehzimmer gestürmt sind, sind mein Villacher Bier und ich einfach im Speisesaal sitzen geblieben. Ruhe wollte ich, Ruhe habe ich bekommen. Ich seh’s positiv.
„Ich will hier raus“ – der Gedanke überkommt mich an Tag 2 meines Klosterurlaubs zwar selten, aber immerhin: Er überkommt mich. Zum ersten Mal, als gegen 7:30 die Zimmerschwester an meine Tür klopft. Ich denke, im Kloster steht man früh auf. Trotzdem schlafe ich noch eine Stunde weiter, ich hab‘ ja Urlaub.