Ein scheinbar ganz normaler Autobus im Verkehrsmuseum Remise erzählt von dem Tag, an dem die Reichsbrücke einstürzte. Ein lauter Knall hatte an diesem 1. August 1976 viele Wienerinnen und Wiener aus dem Bett gerissen. Augenzeugen berichteten später, die Brücke, die den zweiten mit dem 22. Gemeindebezirk verband, habe sich zuerst um einen halben Meter gehoben und sei dann abgesackt.
Wahrscheinlich dauerte es ein wenig, bis Augen- und Ohrenzeugen wirklich verstanden, dass gerade die berühmteste Brücke Wiens der Länge nach in die Donau gekracht war. Vermutlich glaubten viele auch noch an einen Scherz, als kurz darauf die ersten Radiosender vom Unglück berichteten. Im Laufe des Tages sollten dann unzählige Schaulustige zum Ort des Geschehens pilgern, um sich selbst ein Bild zu machen.
Ein Bild von einer Katastrophe, die durch viel Glück lediglich ein Menschenleben forderte. An normalen Wochentagen passierten insbesondere zu den Stoßzeiten viele tausende Fahrzeuge pro Stunde eine der Hauptverkehrsstrecken der Stadt. An diesem Sonntagmorgen, kurz vor fünf Uhr Früh, war das Verkehrsaufkommen noch außergewöhnlich gering. Nur fünf Menschen in vier Fahrzeugen stürzten gemeinsam mit der Fahrbahn in die Fluten, vier von ihnen konnten gerettet werden.
Motorisierter Zeitzeuge im Verkehrsmuseum Wien
Eines der Fahrzeuge, die plötzlich im wahrsten Sinne den Boden unter den Rädern verloren, war ein (zu diesem Zeitpunkt nicht mit Fahrgästen besetzter) Autobus der Linie 26A. Aufnahmen vom Tag des Einsturzes zeigen den roten Gelenkbus mit der Betriebsnummer 8084, wie er unfreiwillig in den Fluten badet. Der Busfahrer, Emmerich Volcamsek, konnte nach nur wenigen Stunden beinahe unverletzt vom Dach des Busses geborgen werden, später wurde auch sein Gefährt aus der Donau gehoben.
In Windeseile wurde der Autobus trocken gelegt und repariert und nur zwei Monate nach dem Brückeneinsturz war er schon wieder auf Wiens Straßen unterwegs. Ganze 13 Jahre lang leistete der motorisierte Zeitzeuge noch gute Dienste, bevor er 1989 in den Ruhestand treten durfte und im Straßenbahnmuseum Erdberg ausgestellt wurde. Seit Mitte September 2014 ist der historische Bus im Verkehrsmuseum der Wiener Linien zu sehen.
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