Archiv der Kategorie: leben

Traiskirchen again – darf man eigentlich noch hoffen?

Mir geht diese junge Frau nicht aus dem Kopf, die ich gestern getroffen habe. Wir stehen vor dem Flüchtlingslager Traiskirchen, reden ein bisschen, ihr Bruder übersetzt. Beide stammen aus Syrien, erzählt er. Er ist vor zweieinhalb Jahren nach Österreich gekommen, lebt in Linz. Von dort aus ist er an diesem Tag ungefähr eineinhalb Stunden nach Niederösterreich gefahren, um seine Schwester und ihre Kinder zu besuchen. Sie sind erst vor fünf Tagen in Traiskirchen angekommen. Drei Monate waren sie zuvor auf der Flucht. Am schlimmsten, sagt die Frau, sei es in der Türkei und in Ungarn gewesen.

Traiskirchen again – darf man eigentlich noch hoffen? weiterlesen

Traiskirchen – ein surrealer Ort, der Bescheidenheit lehrt

„Baby, i love you to want me“, tönt es aus dem Autoradio. Ich sitze auf der Rückbank, den Kopf an eine zusammengerollte Isomatte gelehnt. Das Auto ist bis oben hin vollgepackt mit Kleidung, Taschen, Schuhen, Hygieneartikeln, Kinderspielsachen und Obst, sogar ein Zelt ist dabei. Mit ist übel, schon den ganzen Vormittag… nein, eigentlich seit Tagen. Wir sind am Weg nach Traiskirchen und ich habe keine Ahnung, was uns dort erwarten wird. Unzählige Berichte habe ich in den letzten Tagen gelesen: von Freunden, Bekannten und Fremden. Wir haben viele Tipps bekommen: Nicht direkt vor dem Haupteingang zum Erstaufnahmezentrum parken, um zu vermeiden, dass 20 Menschen auf einmal auf das Auto einstürmen, vielleicht wahllos nehmen, was sie gar nicht brauchen. Sich besser einen Platz etwas abseits suchen, herumgehen und die Leute gezielt ansprechen. Auf alles vorbereitet sein, vor allem auch auf die eigenen Emotionen.

Traiskirchen – ein surrealer Ort, der Bescheidenheit lehrt weiterlesen

Tod unter der Reichsbrücke

In diesem Text geht es um das Sterben eines mir unbekannten Mannes. Ich stelle das deshalb an den Anfang, weil ich sicher bin, dass nicht jeder so etwas lesen möchte. Überlegt, ob ich das überhaupt veröffentlichen möchte, habe ich lange und intensiv. Ich habe mich schließlich dafür entschieden, denn es ist nun einmal real und es ist mir passiert. Daher ist alles, was ich hier schreibe, auch meine Sichtweise der Dinge. Wie es anderen Menschen geht, die Ähnliches erlebt haben, darüber maße ich mir selbstverständlich kein Urteil an. So viel nur vorab.

Tod unter der Reichsbrücke weiterlesen

Zu viel Zeug hier, zu wenig Zeug dort

Wochen-, monate-, teilweise jahrelang konnte ich es aufschieben. Mein Kleiderschrank war schon zu lange prall gefüllt mit Gewand, dass mir nie mehr passen und/oder gefallen würde. Ständig, immer häufiger höre ich dagegen von Menschen, die im Gegensatz zu mir nichts haben. Wusste ich natürlich schon. Aber wir kennen alle Gründe, warum man das Unausweichliche aufschiebt: keine Zeit, keine Lust, irgendwann werde ich es schon machen, vielleicht brauche ich es ja doch noch..

Zu viel Zeug hier, zu wenig Zeug dort weiterlesen

Balkonliebe

Ich wurde inspiriert, hier auch mal weniger zu schreiben. Dann geht nämlich gerade in sehr arbeitsreichen Zeiten mehr. Was mich auf das Thema „mein Sommerarbeitsplatz ist eröffnet“ bringt. Wer sein eigener Chef ist, darf ja praktisch arbeiten, wann, wo und wie er will. Bei mir spielt vor allem das Wo eine übergeordnete Rolle. Wann und wie, da habe ich mein mehr oder weniger fixes System. Aber das Wo, das suche ich mir gerne aus. Hin und wieder sitze ich gerne direkt beim Kunden (wenn man die meiste Zeit ohne Kollegen verbringt, gehen sie einem wirklich ab), meistens wird mein Wohnzimmertisch zum Arbeitsplatz und viel zu selten verbringe ich Zeit auf meinem eigentlichen Schreibtisch. Letzteres liegt daran, dass dieser nicht in einem eigenen Zimmer steht, sondern nur in einem kleinen Teil der Küche – ich will nicht unzufrieden sein, aber nach mehr als drei Jahren der Selbstständigkeit hoffe ich inzwischen darauf, bald eine Wohnung mit eigenem Arbeitszimmer zu finden.

Balkonliebe weiterlesen