Ich hab mich verliebt! Und zwar in ein ganz wunderbares Land: Indien. Konkret in den Bundesstaat Rajasthan. Frisch dem Flugzeug entstiegen (so frisch man nach rund 24-stündiger Anreise eben sein kann), nach der mühsamen Kontrolle am Migrations-Schalter und dem Warten am Gepäckband flutschen wir hinaus in die große Vorhalle. Dann noch einmal raus in die fast 40 Grad heiße Sauna namens Delhi. Flugs ins Hotel, frisch machen, Abendessen. Später vor dem Hotel stehen. Einfach auf die Straße schauen. In die Stadt, die scheinbar niemals schläft. Mitten ins Leben. An der Kreuzung warten die Autos darauf, dass sie in die Nacht entlassen werden. Unter dem Schein der mageren Straßenbeleuchtung vereinen sich feuchte Luft und aufgeheiztes Blech zu einem Dampfgebilde und wandern in die Atmosphäre. Langsam schaue ich daran hoch, sauge alles auf, rieche die stickige Luft, sehe die hektischen Menschen, die doch nicht hektisch wirken. Nehme einen Zug aus meiner Zigarette und lächle. Ich bin angekommen.
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Vom Vermissen
„Vermisst du was?“ ist ja so die übliche Frage, wenn ich mal wieder irgendwas ausgestreut habe. Zuletzt meine Sonnenbrille. Der Finder meiner Brille hat sie dankenswerterweise mitgenommen und wir treffen uns nächste Woche zum Austausch auf ein Bier. Dabei sollten Bier und Plaudern eh wichtiger sein, denn das andere ist nur ein Gegenstand. Soziale Kontakte und so – das ist der Punkt.
Aus einem fernen Land – der umgekehrte Kulturschock
Unzählige Tipps haben sie mir mit auf den Weg gegeben. „Du fliegst zum ersten Mal so weit weg und dann gleich nach Nordindien? Na bumm“, haben sie gesagt. Sie haben mir Reiseführer geschenkt oder geborgt. Darunter ein wirklich lesenswertes Buch mit dem Titel „Kulturschock Indien“. Nur vor einem haben sie mich nicht gewarnt: vor dem Kulturschock Österreich.
Zwei Wochen Indien. Frankfurt – Delhi – Frankfurt. 14 Tage Rajasthan. Fast täglich ein neues Quartier in einer neuen Stadt. Eine Reisegruppe. 35 Menschen. 32 Deutsche, eine Chilenin und zwei Österreicher. Ein zurückhaltendes „Schau ma mal“ am Anfang, große Liebe am Ende. Was die Gruppe und das Land betrifft. Dass beide wunderbar sind, sollte sich sehr bald herausstellen.
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Refugees in Wien: Nachts am Hauptbahnhof
Mein Gewissen meldet sich unerwartet laut bei mir: Fahr zum Hauptbahnhof, vielleicht kannst du etwas tun. Dort kommen immer wieder Züge mit Flüchtlingen an. Weniger zwar als am Westbahnhof, aber eben auch. Am Westbahnhof, höre ich, werden zu diesem Zeitpunkt gerade keine weiteren Spenden und Freiwillige benötigt. Ich bin unsicher, ob ich überhaupt helfen kann oder nur anderen im Weg stehe. Vielleicht sind dort auch schon genug helfende Hände. Aber ich fahre am Abend einfach los. Notfalls kann ich ja wieder umdrehen, denke ich.
20! Tausend! Danke, Wien!
Wienerinnen und Wiener, ich bin unglaublich glücklich. Mehr als 20.000 von euch haben auf einen der letzten Sommerabende in diesem Jahr verzichtet, um gemeinsam auf die Straße zu gehen. Das Motto der friedlichen Kundgebung: Mensch sein in Österreich. Immer noch mehr Menschen strömen aus den U-Bahn-Stationen, es hört gar nicht auf. Mit großen Augen starren wir später auf die ersten Luftaufnahmen in den sozialen Netzwerken. 20! Tausend! Mindestens!
Traiskirchen again – darf man eigentlich noch hoffen?
Mir geht diese junge Frau nicht aus dem Kopf, die ich gestern getroffen habe. Wir stehen vor dem Flüchtlingslager Traiskirchen, reden ein bisschen, ihr Bruder übersetzt. Beide stammen aus Syrien, erzählt er. Er ist vor zweieinhalb Jahren nach Österreich gekommen, lebt in Linz. Von dort aus ist er an diesem Tag ungefähr eineinhalb Stunden nach Niederösterreich gefahren, um seine Schwester und ihre Kinder zu besuchen. Sie sind erst vor fünf Tagen in Traiskirchen angekommen. Drei Monate waren sie zuvor auf der Flucht. Am schlimmsten, sagt die Frau, sei es in der Türkei und in Ungarn gewesen.
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