„Xxxyyyzzzzz!!!!!!!“, schreit sie. Besser gesagt: Schreibt sie. Ich zucke hinter meinem MacBook sitzend zusammen. Fühle mich fast ein wenig bedroht. Ich stelle mir vor, wie sie nicht nur diese paar Worte in ihre Tastatur haut, sondern wie sie mich dabei auch noch anbrüllt. Warum macht sie das? Finden ihre Worte kein Gehör, wenn sie mit nur einem Rufzeichen oder gar mit einem Punkt enden? Wir kennen das bevorzugt aus rechtslastigen Facebook-Gruppen. Aus den Kommentarspalten diverser Medien. Aber auch anderswo begegnet uns das immer wieder. „!!!einseinself“, veralbern wir diese Personen dann gerne in unseren Antworten und Nonmentions. „!!!einseinself“, weil sie vor lauter Wut/Zorn/whatever so viele Rufzeichen in die Tastatur hämmern, dass irgendwann der Finger von der Shift-Taste abrutscht und „11111“ stehen bleibt. „!!!!!1111“, also. Sieht lächerlich aus und ist es auch.
Archiv der Kategorie: leben
Bettgeschichten
Frau Karrer braucht ein neues Bett. Samt neuer Matratze und neuem Lattenrost. Endlich durchschlafen. Ohne Rückenschmerzen. Und ohne Quietschen. (Krch krch, nein, den Scherz höre ich natürlich zum ersten Mal. ;)) Aber wo anfangen mit der Recherche? Bis auf Ikea, Leiner, Kika und Lutz fällt mir dazu nicht viel ein. Das Online-Angebot ist insgesamt eher mau, die meisten leistbaren Rahmen schauen nach „Naja, zur Not…“ aus und warum Matratzen und Lattenroste in Online-Shops überhaupt abgebildet werden, ist mir nicht klar. Die Unterschiede liegen hier augenscheinlich weniger in der Optik, vielmehr dürfte es irgendwo auf der Welt eine Matratzen-Klon-Machine geben und die dazu gehörenden Texte erinnern mich an für Laien doch sehr gleich klingende Wein-Beschreibungen. „Süffig im Abgang, mit einem Hauch von…“
Fast wie Urlaub am Meer
Stadtkind durch und durch. So würde ich mich grundsätzlich bezeichnen. Allerdings habe ich auch leicht reden. Ich bin Rande Wiens aufgewachsen und lebe dort bis heute. Nicht, dass ich mich nicht schon in anderen Grätzeln nach leistbarem Wohnraum umgeschaut hätte, denn der wird in Kaisermühlen inzwischen immer rarer. Was mich nicht weiter verwundert. Früher wollten nur wenige „über die Donau“ ziehen, heute schätzen immer mehr Menschen das Leben im Grünen, aber eben mit sehr guter Anbindung an die inneren Bezirke. Wenn’s schnell geht, bin ich in 15 Minuten am Stephansplatz. Das führt eben leider auch dazu, dass in meinem Bezirksteil an praktisch jedem Ort, an dem ein altes Haus abgerissen wird, ein neues mit superteuren Eigentumswohnungen entsteht. Früher oder später werde ich mich wohl entscheiden müssen: Weiterhin am Wasser leben, dafür auf ein Zimmer mehr verzichten und meinen cholerischen Nachbarn Herrn Alfred in Kauf nehmen, oder mich nach einem neuen Grätzel umschauen, das mir ein zumindest annähernd so schönes Zuhause bieten kann.
Baustellen aufräumen
Der Morgen könnte besser anfangen. Mit Elan (ich weiß nicht, woher ich den nehme, ich konnte Nachts kaum schlafen) schlinge ich einen Schal (es wird Herbst) um meinen Hals. Der Schal verfängt sich im Schmuckbäumchen auf der Kommode, Ohrgehänge, Ringe, Ketten, der Kleinkram, alles landet großflächig verstreut auf dem Schlafzimmerboden (ich sollte das endlich wegräumen). Ein ganz normaler Montagmorgen eben.
Wie sich zwei Männer nach über 50 Jahren wieder getroffen haben und nun nach Leuten aus ihrer Zeit im Franz-Domes-Heim suchen
Väter und Töchter haben ja oft mehr gemeinsam, als es den Töchtern (zumindest in Teenager-Trotzphasen) manchmal lieb ist. Bei meinem Papa und mir ist das auch so. Eines gehört aber definitiv nicht dazu: Während ich mit meinen Freunden aus der Schulzeit entweder gar nichts mehr zu tun habe oder sich unser Kontakt weitgehend auf Facebook beschränkt, zieht es den Herrn Papa Woche für Woche zum Heurigen, um dort Freunde zu treffen, mit denen er großteils schon einen Teil seiner Kindheit verbracht hat.

Eine Antwort auf die Frage, wie sich Freundschaften über so viele Jahrzehnte halten können, habe ich bis heute nicht gefunden, dafür kenne ich jetzt eine Geschichte, die damit zu tun hat. Irgendwann vor einigen Wochen sitzen meine Eltern und ich zusammen, als mein Papa plötzlich etwas loswerden will. Eine Bitte hätte er an mich. Ein gewisser Norbert Tischelmayer hätte ihn kontaktiert. Ein Mann, den er seit seiner Zeit als Lehrling nicht mehr gesehen hat. Inzwischen hätten sie sich getroffen und Norbert hätte ihm von seinem Vorhaben erzählt, ein Treffen zu organisieren. Und zwar ein Wiedersehen jener Leute, mit denen ihn und meinen Papa eine gemeinsame Zeit im Franz-Domes-Lehrlingsheim verbindet. Eine schöne Zeit, wie beide immer wieder betonen.
„Oh, ein Taubsi!“ Was ich in meinen ersten Stunden als Pokémon-Go-Jägerin gelernt habe…
„Schau mal, ein Taubsi!“ Meine Mutter fragt sich vermutlich gerade, wen oder was sie da 36 Jahre lang großgezogen hat. Geduldig folgt sie mir trotzdem ein paar Meter weiter. Ich habe eigentlich keine Ahnung, was ein Taubsi sein soll. Aber anscheinend ist es sowas wie eine Eule und ich soll es jetzt fangen, sagt meine Handy-App. Sekundenlang stehen wir einen Moment später gemeinsam vor einer Hausmauer, starren auf einen Geist und ich wirke dabei wie eine Frau, die gerade ein Katzenbaby gefunden hat und nun überlegt, wo sie auf die Schnelle ein Schälchen Milch herbekommt. Immerhin versuche ich nicht, das eulenartige Ding, das lediglich auf meinem Handy-Display Realität ist, zu streicheln. Dafür verdecke ich mit meiner Hand verschämt mein iphone, als jemand vorbei kommt. Wie peinlich…
„Oh, ein Taubsi!“ Was ich in meinen ersten Stunden als Pokémon-Go-Jägerin gelernt habe… weiterlesen