Weihnachtsmärkte und ich haben ein grundsätzliches Problem: Ich mag sie nicht besonders und … na gut, ob sie mich mögen, ist mir eigentlich wurscht. 2014 war ich, so weit ich mich erinnere (vielleicht habe ich den Rest auch verdrängt), genau zwei Mal am Christkindlmarkt. Und da sogar zwei Mal auf dem gleichen. Gut, dann war da noch Salzburg. Aber das läuft quasi außer Konkurrenz. Heuer waren es: Ich rechne mal kurz nach…
Begonnen hat ja alles mit der Frage einer lieben Bekannten, ob ich zum Punschtrinken mit ins Museumsquartier kommen möchte. Der nennt sich gar nicht Weihnachts- oder Christkindlmarkt, sondern gleich Wintermarkt. Das ist immerhin ehrlich, denn mehr als ein paar Punschhütten gibt es dort nicht. Eigentlich sind es nicht einmal Hütten, sondern so eine Art Zelte. Grelle Beleuchtung, zumindest damals, Anfang Dezember nicht ansatzweise sowas wie Weihnachtsmusik. Irgendwie nicht Fisch, nicht Fleisch. Aber Punsch. Nett war’s aber und sogar der Glühwein war erstaunlich gut, aber besser und noch netter war es, nachdem wir ins Bierlokal ums Eck gewechselt haben.
Mein erster Weihnachtsmarkt 2015 also. Danach kamen: Weihnachtsdorf Maria-Theresien-Platz. Den besten Glühwein gibt’s dort übrigens bei Stand Nummer 40-und-irgendwas. Oder so. Kostet euch durch, ich musste ja auch… Nach drei Glühwein wollte ich dann dem Betreiber des Bier-Standes gegenüber einen Orden verleihen. Angesichts des Wurst-Geruchs habe ich das aber nicht getan. Es ist witzig: Weihnachten ist doch eigentlich die Zeit von Zimtgeruch, Vanillekipferl-Aroma, Stille Nacht, heilige Nacht. Stattdessen: Wurst- und Fett-Geruch, Punsch- und Bier ausdünstende Menschen, Massen von Menschen. Hektische „Ich brauch noch schnell irgendein Klumpert, das ich zu Weihnachten verschenken kann“-Menschen. Menschen. Zu viele Menschen.
So richtig ist mir das bewusst geworden, als wir mit ein paar jungen Flüchtlingen aus Afghanistan am Christkindlmarkt in Schönbrunn waren. Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie das für sie ist. Wahrscheinlich wie für mich, würde ich einen Markt in Afghanistan besuchen oder so. Nur ein bisschen sinnloser, glaube ich. Du fährst nach Schönbrunn, stehst freiwillig in der Kälte, wärmst dich an deinem Punschhäferl auf (äääähhhhm… ja, eh). Du schaufelst die Ofenkartoffel in dich rein, dazwischen ein paar in Schokolade getauchte Früchte, zweng‘ dem Gusto, gefolgt von Wildschweinleberkäse, von dem du die Hälfte sowieso stehen lässt, weil einfach nicht mehr rein passt. Eh, sag ich ja. Du gehst rundum alle Stände ab, schaust dir irgendwelchen Kram an, der dich das restliche Jahr über nicht einmal ins Geschäft locken würde (gut, ein paar schöne Sachen gibt’s auch). Vorm Leberkäse-Stand haben wir dann kurz „Wildschwein“ in die Google-Bildersuche eingetippt. Das ist praktisch. Keine Ahnung, wie die Leute früher jemandem, der noch nie ein Wildschwein gesehen hat, erklärt haben, was das überhaupt ist. Dann haben wir auch noch ein bisschen darüber diskutiert, ob Wildschwein jetzt als Schwein im klassischen Sinne gilt oder nicht. Wir haben uns auf Schwein geeinigt.
Den Jungs hat es übrigens gut gefallen am Weihnachtsmarkt. Mit beleuchtetem Schloss, dem riesigen Baum, der kleinen Blasmusik-Kapelle. Aber ein bisschen crazy war es – glaube ich – auch für sie. Die Punschhäferln haben wir ihnen am Ende noch aufgedrängt: als Erinnerung. Weil’s schön war und weil man zumindest ein Häferl von einem Weihnachtsmarkt zuhause haben sollte. (Ich selbst habe sicher mindestens ein Dutzend aus den letzten zwei Jahrzehnten im Schrank stehen; manchmal bin ich schon direkt froh, wenn eines zu Bruch geht.)
Was war dann noch… Wieder Weihnachtsdorf. „Pink Christmas“ bei der Kettenbrückengasse. Noch einmal Weihnachtsdorf (ich weiß auch nicht, warum da ständig alle hin wollten). Beim x-ten Mal haben wir den Rathausplatz dann auch gleich mitgenommen. Wenn man schon dabei ist… Dann, lasst mich überlegen… Ach ja, der alljährliche Freunde-Punsch am Karlsplatz. Danach: Museumsquartier, Häferl zurückbringen. Dann, ratet… Weihnachtsdorf, again. Und gestern? Da hat meine Mama gefragt, ob ich mit ihr… RATET!… nochmal ins Weihnachtsdorf am Maria-Theresien-Platz fahre. Auf ein Kiachl und keinen Punsch. Mit anschließendem Spaziergang durch die beleuchtete Innenstadt. „Ooooohhhh, na eh schön. Und so viel Glitzer. Ooooohhhh!“ – „Du bist wie dein Papa!“ (Ja, manchmal kann ich das nicht leugnen, hihi.) Weiter zum Markt auf der Freyung. Wie hätte ich ihr das bloß ausschlagen können, zwei Tage vor Weihnachten. Den Am Hof haben wir aber ausgelassen, obwohl wir doch direkt daran vorbei gegangen sind. Meine Schuld. Tschuldige, Mama.
So, was glaubt ihr jetzt, was ich heute Abend mache? RICHTIG! Mir noch einmal das Weihnachtsgrauen am Karlsplatz geben. Die jährliche Weihnachtsfeier mit Freunden. Bis zum Vorjahr sind wir da ja immer Bier trinken gegangen, aber seit es das Lokal nicht mehr gibt… Naja, man hätte auch ein anderes suchen können. Egal, das druck‘ ich jetzt noch durch. Der letzte Weihnachtsmarkt in diesem Jahr. Für mich war’s das dann. Wenn keiner mehr fragt. Glücklicherweise haben viele Märkte in Wien mittlerweile über den 24. Dezember hinaus geöffnet. Ich bin fast sicher, dass spätestens nach diesem Text die eine oder andere boshafte Weihnachtsmarkt-Einladung kommen wird… Freunde eben.
Aber, Freunde… Nur wegen euch gehe ich auf Weihnachtsmärkte. Auf alle nämlich. 😉 Fröhliche Weihnachten!
Und hier die dazu passende Foto-Love-/Hate-Story
Menschen.
Zeug, schräges Zeug. Viel Zeug.
Würste. Wurstgeruch.
Noch mehr Menschen.
Manchmal wollte ich mich auch hinter Luftballons verstecken.
Immerhin: Alkohol.
Und eh auch schön.
Ein bisschen Weihnachtsbeleuchtung. „Oh, Glitzer. Ooooohhhhh!“
Der Christbaum am Rathausplatz trägt ja heuer ein Tricolore-Festgewand. Find ich super.
Aber warum sich Menschen in einer langen Schlange anstellen, nur um sich davor mit Engelsflügeln fotografieren zu lassen, hab ich nicht ganz kapiert.
Noch mehr Menschen.
Die Karlskirche (für FPÖ-Wähler: Nein, das ist nicht wirklich eine Moschee) ist aber eh auch ganz hübsch.
Punsch gibt’s da auch. Dafür braucht man zusätzlich zum Häferl einen Chip. Wenn man den nicht hat, dann gibt’s kein Geld fürs Häferl. Auch irgendwie umständlich, vor allem nach ein paar Punsch.
Den haben wir ausgelassen. Sorry und danke dafür.
Ich hab heuer erst am 17. Dezember meinen ersten Punsch getrunken…und dann gleich ein paar hintereinander am Michaelerplatz, Rathausplatz, Prater…hat dann wieder gereicht. 😀
Man holt das „Defizit“ dann ja schnell wieder auf… 😉