Valentinstagsopfer

Ich habe sie an der Supermarktkassa getroffen. Und durch das Fenster eines Cafés beobachtet: die Valentinstagsopfer. Die beiden Supermarktkassenblumenkäufer waren einander fremd, aber ich kannte einen der beiden. „Sag nicht, du bist auch einer von denen, die beim Billa noch schnell ein paar Blumen kaufen“, ätzte ich. „Nein, normalerweise eh nicht, aber meine Freundin, also die neue, die will das so“, schmunzelte er. „Mir ist das alles ja komplett egal, ich bringe lieber mal unterm Jahr einen Strauß mit, aber bitte…“ Witzig, nicht einmal so viel Romantik hätte ich ihm zugetraut, aber man kann sich ja täuschen.

Einen Moment später überlegte er, dem es eigentlich egal war, schon wieder, ob pink nicht eine bessere Farbe sei als rot. „Ah wurscht“, meinte er, als ich seine Wahl für korrekt befand. Und fügte mit Blick auf den Mann vor uns hinzu: „Siehst du, ich bin eh nicht der einzige. Der vor mir hat sogar die gleichen ausgesucht.“ Was übrigens anhand der Auswahl neben der Supermarktkassa fast schon erstaunlich war, denn von kleinen Rosensträußen über Tulpengestecke und wirklich hässliche Porzellangefäße in Herzform mit roten Herzen drauf und wenigstens halbwegs ansehnlichen Blümchen drin umfasste das Valentinstagssortiment offensichtlich für jeden mit oder ohne Geschmack etwas.

Mein Ex-Schulkollege verabschiedete sich zur Sicherheit dann nochmal mit den Worten, dass ihm der 14. Februar wirklich total egal sei. Klar, man(n) will ja keinen schlechten Eindruck bei gut erhaltenen (harrharr), den Tag offensichtlich verabscheuenden Damen machen.

Zwanglos wäre fein

Erfrischenderweise durfte ich den heutigen Vormittag beim Kaffee mit zwei lieben Freunden verbringen. Beide sind auch nicht gerade als die „Zwangsromantiker“ schlechthin bekannt. Die Einladung zum Melange nahm ich gerne an, aber Gespräche darüber, wie man denn den heutigen Tag noch so verbringen könnte, wenn man glücklich verliebt wäre, blieben netterweise aus. Dafür konnte ich sie durch die riesigen Auslagenscheiben beobachten: Umherhetzende Männer mit in Papier eingewickelten (ich vermute Rosen-)Sträußen in den Händen. Ich bezweifle, dass sie sich heute alle freiwillig in die Blumengeschäfte begeben haben, um ihren Liebsten etwas auszusuchen. Nicht, dass ich blumenschenkende Männer ach so schrecklich und bedauernswert fände, im Gegenteil. Ich mag Blumen. Und ich mag Männer. Also mag ich natürlich auch Männer, die hin und wieder Blumen mitbringen. Aber ich mag Zwänge nicht.

Pferdestehlen und Wiesenblumen

Da wäre mir einer wie mein früherer Schulkollege, der offenbar mal einfach so an „ganz normalen Tagen“ mit einem Strauß zuhause ankommt, schon lieber. Oder einer, mit dem man an jedem Tag des Jahres Pferde stehlen (wir müssen die ja nicht gleich verspeisen, auch wenn so eine Pferdeleberkäsesemmel wirklich was Feines ist ;)), zum spontanen Picknick ins Grüne fahren oder die Nacht zum Tag machen kann, wenn’s gerade passt. Deswegen mag ich den Valentinstag nämlich nicht: Weniger, weil MIR niemand meine heiß ersehnten Wiesenblumen überreicht, sondern vielmehr, weil sich Menschen gezwungen fühlen, sich von ihrer ach so romantischen Seite zu zeigen, weil es eben erwartet wird.

Wie werdet denn ihr den heutigen Valentinstagsabend (witziges Wort ;)) verbringen? Ich mit ein paar lieben (Single- und Nicht-Single-)Freunden. Also solchen, die immer da sind, wenn ich sie brauche (oder auch nicht) und umgekehrt. Ganz unromantisch, aber trotzdem perfekt. Und meiner Mamsch habe ich gerade die wohl größte Freude gemacht: Ich war nach Wochen der Überarbeitung endlich einmal wieder halbwegs ausgeglichen und habe gemeinsam mit ihr etwas richtig Kindisches gemacht: einen Schneemann als Valentin verkleidet. Einfach so. Weil’s grad gepasst hat und er da war. 😉

c Sabine Karrer

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2 Gedanken zu „Valentinstagsopfer“

  1. Ich hoffe du hast einen schönen Abend verbracht! Meiner war jedenfalls sehr nett; ganz ohne stressigen Valentinstagsgedanken ganz gemütlich. Einfach ein normaler schöner Abend mit meinem Freund, mit je einem Radler in der Hand, eine lustige Serie anschauend. Ha! 😉

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