Stadtpferdchen

Keine Sorge, ich komme euch jetzt nicht mit dem Spruch, dass ich Pferde gerne mag, aber am liebsten zwischen zwei Semmelhälften. Wobei… Ich mag Pferde. Und ich mag Leberkäse. Und ja, irgendwie hat das hin und wieder auch miteinander zu tun. 😉

Fiaker2 _ c Sabine KarrerJedenfalls… Fiaker. Zum letzten Mal mit dem Fiaker durch Wien gefahren bin ich vor gut zehn Jahren. Weil eine Freundin einen gekannt hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Typ nicht hundertprozentig nüchtern gewesen ist, als er uns durch Wien kutschiert hat. Und ich bin mir sicher, dass es nicht unbedingt legal gewesen ist, meiner Freundin die Zügel zu übergeben. (Es ist so lange her, das darf ich schon schreiben, glaub ich ;)). Spaß gemacht hat’s trotzdem. Also allen außer K., die leidet nämlich unter einer Pferdeallergie und hat vor lauter Niesen nicht sonderlich viel von der Fahrt mitbekommen. Mir persönlich sind ja auch die beiden Pferde nicht unbedingt unglücklich vorgekommen, aber in Wahrheit hört mein Wissen über die Befindlichkeiten von Pferden dort auf, wo ich vermutlich mit zwölf das letzte von ein paar wenigen „Wendy“-Heften für immer weggelegt habe. Dort habe ich ursprünglich gelernt, dass Pferde immer glücklich über die saftige Wiese laufen. Und, dass alle Mädchen Pferde mögen. Naja.

Aber ich muss nicht unbedingt eine Pferdeflüsterin sein, um mir vorstellen zu können, dass die es im Straßenverkehr, zwischen all den lauten und stinkenden Autos nicht besonders leicht haben. Besonders beliebt sind sie in der Bevölkerung ohnehin nicht, sonst hätte man ihnen keine „Pferdewindeln“ verpasst. Und sind wir doch ehrlich: Als Autofahrerin würde ich es hassen, hinter einem Fuhrwerk herzufahren zu müssen, das in Schrittgeschwindigkeit unterwegs ist. Aber ich bin ja keine Autofahrerin.

Fiaker1 _ c Sabine Karrer

Als Fußgängerin bin ich schon ein paar Mal fast überfahren worden. Da ist die Schrittgeschwindigkeit wieder ein Vorteil. Am Stephansplatz, DEM Sammelplatz für Wiens Fiaker, versuche ich manchmal todesmutig, zwischen den vielen Vierbeinern durchzugehen. Ganz geschafft habe ich es aber noch nie. Nach ein paar Minuten stelle ich mir immer vor, dass die es vielleicht nicht so gut mit mir meinen könnten. Immerhin verpassen wir ihnen Pferdewindeln. Schicken sie über Beton und Asphalt. Einige meiner Mitmenschen blasen ihnen die Abgase ins Gesicht. Ich bin eine von denen, die sie gerne auch in Semmeln mag, vielleicht spüren die das. Und naja, lautstark für ihr Wohl protestiere ich auch nicht gerade. Was man mir vielleicht anrechnen kann: Auch gemeinsam mit Menschen, die mich in Wien besuchen, möchte ich mich nicht unbedingt durch die Innenstadt kutschieren lassen. Was weniger an den 80 Euro (wenn ich mich richtig erinnere) liegt, sondern eher daran, dass es mir nichts gibt und mir die Viecher leid tun. Im Wien des vorvorigen Jahrhunderts war das sicher nett (wenn man es sich leisten konnte), aber da gab es ja auch noch keine Autos.

Fiaker3 _ c Sabine KarrerEigentlich sollte ich an dieser Stelle Fiaker zu Wort kommen lassen. Vielleicht hole ich das nach. Vor allem würde ich dann gerne wissen, ob denen die lauten Touristen, die sich herumkutschieren lassen, nicht manchmal auf die Nerven gehen. Und ob sie gemeinsam mit ihren Vierbeinern nicht lieber eine glückliche Zeit auf einer saftig-grünen Wiese verbringen würden, wenn sie es sich leisten könnten. (Ich vermute, dass man diesen Job eher nur wegen des Geldes ausübt, aber wer weiß, vielleicht gibt es auch Fiaker aus purer Passion.)

Wahrscheinlich haben sich jetzt Pferdefans und Fiaker mehrmals an den Kopf gegriffen. Aber denkt daran: Im Zweifelsfall bin ich immer für die Pferde. Versöhnt? 😉

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