Heute Nacht habe ich vom Relaxen am und im Schwimmteich, von Massagen, „Kommunikationstischen“ und Discotänzern geträumt. Leider hat mir mein Gehirn dabei einen Strich durch die Rechnung gemacht: Aufgewacht bin ich nämlich wieder im schrecklich heißen Wien. Ohne jemanden, der mir mein Frühstück zubereitet, ohne jemanden, der mich fragt, wie lange ich gestern noch tanzen war, ohne jemanden, der sich dafür interessiert, was ich beruflich mache oder ob ich auch mitbekommen habe, wie sich der schleimige Kerl gestern noch an die Blonde heran gepirscht hat. Holidays are over…
Singlehotel – besser als gedacht
Liebe Aviva-Crew: Meine Freundin E. und ich werden wieder kommen, so viel ist sicher. Auch oder gerade weil wir uns den Aufenthalt ein wenig anders vorgestellt hatten – es war nämlich in Wahrheit noch viel besser! Hätte eine meiner Freundinnen mir nicht im Vorfeld von ihrem Kurztrip zu euch erzählt, hätte ich beim Anblick der Bilder auf der Website gedacht, ich müsste mich in eine Supermodel-Villa begeben. Davon war allerdings in Wirklichkeit gar nichts zu spüren – und das ist gut so. Wir sind alle keine Supermodels, sondern echte Menschen mit Ecken und Kanten. Und hätte ich Reportagen wie jene auf woman.at vor meiner Buchung gelesen, hätte mich das vermutlich genauso abgeschreckt.
Glücklicherweise wurden E. und ich an der Rezeption extrem herzlich, aber ohne den Hinweis auf besonders hübsche Abendkleidung als „Flirtverstärker“ empfangen (wir hatten sie natürlich ohnehin dabei). Und wir wurden weitgehend von Platzhirschen, Aussagen wie „Bis zum Ende des Jahres will ich unter der Haube sein“ und einschlägigen Gesprächsthemen („Und wie lange bist du schon Single?“) komplett verschont.
Je entspannter, desto begehrter
Stattdessen: Entspannte und witzige Unterhaltungen mit unterschiedlichsten Menschen, Extrem-Chillen am wunderschönen Schwimmteich, Abtanzen in der hoteleigenen Disco (entgegen meinem ersten Bericht darüber war die Musik am zweiten Abend übrigens super!) und viel Spaß vor allem mit den anderen Mädels (wir waren einfach stark in der Überzahl, der Mangel an männlichen Gästen war unübersehbar und sowieso wurde mir wieder einmal bestätigt, dass wir Frauen einfach die Coolsten sind, hehe). Mit Abstand am begehrtesten war wahrscheinlich die Gruppe mehrheitlich männlicher Stuttgarter, die eigentlich für ein Seminar ins Hotel gereist war (klar, DIE waren locker, keiner von denen hatte geplant, hier auf Biegen und Brechen jemanden kennenzulernen; nicht einmal unbewusst… glaube ich ;)).
D., die hübsche Blondine, die so lustig und cool war, dass ich fast schon selbst ein wenig in sie verknallt war (grins), kam an unserem letzten Tag zu E. und mir an den Pool: „Sagt mal, wisst ihr zufällig noch, wer von den beiden Blonden M. und wer B. war?“ – „Puh, ich glaube, der Größere von den beiden war B., aber genau weiß ich es nicht mehr…“ – „Hey super, dieser M. hat mir nämlich ein Email geschickt und ich wusste nicht mehr, wer wer ist. Aber M. fand ich eh süß!“ Schallendens Gelächter. D.s Freundin P. hatte sich dagegen ein wenig in M.s und B.s Kollegen verguckt. Vermutlich wird sich niemand davon wieder sehen, aber wer weiß es schon…
Platzverweis für Platzhirsche
Ich will nicht bestreiten, dass wir nicht auch mit Platzhirschen das Frühstücksbuffet geteilt hätten – aber deren Erfolg bei den coolen Ladies möchte ich stark bezweifeln. Aufzuggespräch mit einer Blonden und einer Brünetten Mitte/Ende 20, Blond zu Brünett: „Danke, dass dir eine Ausrede eingefallen ist, ich fahre sicher nicht mit irgendwelchen fremden Typen mit ihrem ach so coolen Cabrio durch die Landschaft.“ Ich: „Ah, ich sehe, ihr habt eure Traummänner auch schon gefunden.“ Großes Gelächter. Bei anderen dagegen zog das durchaus – oder es war ihnen egal. C. stellte beim Abendessen fest, dass die leicht jüngere Version von Flavio Briatore „eh in einer glücklichen Beziehung lebt“. Tischnachbar P. entgegnete trocken: „Eigentlich hat er davon gesprochen, dass er in einer ‚angenehmen, offenen‘ Beziehung ist.“ Wieder schallendes Lachen am Tisch.
Ob C. später in der Disco doch noch mit Flavio geknutscht hat, entzieht sich meiner Kenntnis, allerdings habe ich von heißen Küssen wie in der Woman-Reportage nichts mitbekommen. Nur so viel: Wer von den Damen wirklich abgeschleppt werden will, sollte sich ein möglichst langweiliges Karo-Wollkleid überziehen und sich – anstatt zu tanzen und Spaß zu haben – mit einem offensichtlich verzweifelt-grantigen Gesichtsausdruck an die Bar setzen. Miss „Karo-Kleid“ Mauerblümchen ist in dieser Nacht mit Sicherheit nicht ohne einen ihrer zahlreichen Verehrer gegangen – ob das allerdings gut war, wage ich zu bezweifeln, denn am nächsten Morgen schien ihre Verzweiflung einer neuen „Ich hasse euch alle“-Stimmung gewichen zu sein.
Einfach Spaß haben…
Die anderen Mädels und ich dagegen haben noch unseren letzten Tag am Pool genossen, während einige männliche Gäste mit den Herren vom Personal beim Beachvolleyball Sonnenbrände züchteten. Noch ein wenig mit C. aus Nürnberg geplaudert und festgestellt, dass wir trotz wenig Schlaf so erholt wie schon lange nicht mehr waren. Und darum ging es schließlich: Einfach Spaß zu haben, ohne dabei ständig mit Pärchen bzw. Familien konfrontiert zu sein, und eben darum, neue Leute kennen zu lernen. Ohne Zwang, versteht sich. Wer sich blöd vorkommt, weil andere daneben in der Gruppe zusammen sitzen und er/sie selbst nicht gleich Anschluss findet, für den ist der Urlaub im Singlehotel entweder eine echte Challenge im positiven Sinn – oder aber der Trip wird zum kleinen Martyrium.
An dem Punkt habe ich übrigens auch festgestellt, dass das Single- und Kommunikationskonzept durchaus noch ausbaufähig wäre: Für nicht ganz so aufgeschlossene Menschen ist es nämlich gar nicht so einfach, Anschluss zu finden, wenn die früher Angereisten sich bereits in Gruppen zusammen gefunden haben. Da nützen auch die „Kommunikationswürfel“ an den „Kommunikationstischen“ herzlich wenig – und von Zweiergespannen besetzte Zweierbänke auf der Terrasse laden nicht gerade zum „flotten Dreier“ ein. In dem Fall hilft es wahrscheinlich wirklich nur noch, sich ein Schild mit der Aufschrift „verzweifelt“ umzuhängen und sich damit an die Bar zu setzen. Oder vielleicht doch das hauseigene Flirttraining zu absolvieren, manchen hätte das sicher nicht geschadet. Auf der Heimfahrt hat meine Freundin E. festgestellt: „Also dieser C. ist ja wirklich ein Netter und Lustiger, aber ihm hätte ich die ganze Zeit am liebsten Tipps gegeben, wie er bei Frauen erfolgreich ist. Mit seiner Art bleibt er sonst immer der gute Kumpel.“ Wo sie recht hat…
Hotel Aviva
Höhenweg 1, A-4170 St.Stefan am Walde (Österreich)
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Tipp: Im so genannten „Freunde-Zimmer“ zahlt ihr zu Zweit weniger!
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