Isn’t SingleDay TinderDay?

Dank Twitter weiß ich, dass heute nicht nur Faschingsbeginn ist und mein herzallerliebster Bruder Namenstag hat, sondern dass zudem #SingleDay ist. Wem fällt so ein Blödsinn ein? Als ob der Valentinstag nicht schon genug daran erinnern würde, dass praktisch alle Freunde nur noch zu Zweit auftreten, man bei Pärchenabenden logischerweise keine Rolle spielt, und man die Frage „Kind ja oder nein“ für sich gar nicht beantworten kann, sofern man nicht von Anfang an vorhat, sein Leben als „Single mom“ zu bestreiten. Vielleicht wird diese Kindersache nie ein Thema werden, mag sein, aber solche Gedanken schleichen sich eben ein.

Den meisten(!) Menschen nehme ich einfach nicht ab, dass sie als Singles dauerhaft glücklich sind. Selbst die, die das behaupten, sind ja doch ständig auf der Suche. Vielleicht nur nach „irgendwas“, etwas, das sie selbst nicht wirklich definieren können, aber nichtsdestotrotz sind sie auf der Suche. Leute, die seit gerade mal ein paar Monaten getrennt sind, erzählen mir gerne, wie toll das Leben ohne Partner nicht sei. Auch Leute, die in Beziehungen sind, finden mein Leben ach so super und aufregend. Wie viele Freiheiten man doch habe. Ja, sicher, aber lauft ihr mal so wie ich fast ein Jahrzehnt lang als Single durchs Leben. Irgendwann wird das fad. Die kurzen Affären, die G’schichtln, die Trennungen, die immer welche sind, egal ob ein Beziehungsstatus definiert wurde oder nicht. Inzwischen bin ich an dem Punkt angelangt, wo mir einfach etwas fehlt. Jemand fehlt. Jemand, mit dem man teilen kann, was man erlebt, jemand, der da ist, wenn es einem super geht, und jemand, der bleibt, wenn es einem nicht so super geht. Jemand, der gibt und dem man auch selbst gerne gibt.

Vielleicht entferne ich wieder von der Überzeugung, dass jeder Typ, der mich anflirtet, schwul, vergeben oder schlichtweg nicht ernsthaft an mir interessiert ist.

Grundsätzlich ist es schön, zu wissen, was man will. Oder zu glauben, was man will. Ein erster Schritt. Aber je länger ich Single bin, umso weniger weiß ich, wo man so einen Menschen findet. Irgendwo da draußen? Vermutlich. Nachdem ich dort auch nicht wirklich fündig werde, ich, das Gegenteil einer Stubenhockerin, scheint das für mich nicht die große Option zu sein. Auf Tinder? Vielleicht. Aber ich habe inzwischen so die Schauze voll von Typen, die sich nach ein paar Nachrichten oder Treffen einfach nicht mehr melden. Und ich habe, obwohl ich weiß, dass es ohne Risiko nicht geht, genauso die Schauze voll davon, jemanden wochen- und monatelang zu daten, wenn am Ende doch nichts für mich rausschaut. Klingt hart, ist aber so. Zumindest ist das der Stand am 11. November 2016, vielleicht schaut es am 12. November wieder ganz anders aus. Vielleicht entferne ich am 12. November endlich wieder von der Überzeugung, dass jeder Typ, der mich anflirtet, schwul, vergeben oder schlichtweg nicht ernsthaft an mir interessiert ist. Es wäre doch schön, wenn ich mein nicht vorhandenes Beziehungsleben wieder etwas lockerer nehmen könnte. Wenn mir ein SingleDay nicht emotional so dermaßen reinscheißen würde, dass ich mich hinsetze und einen Blogbeitrag darüber schreibe.

Ich muss meinen Namen nicht zwangsläufig auf einem Trauschein sehen. Aber eine gewisse Ernsthaftigkeit sollte dahinter sein.

„Ain’t no cure for love.“ – Es gibt kein Heilmittel gegen Liebe. Nur eine von vielen Weisheiten, die uns der leider gerade erst verstorbene Leonard Cohen hinterlassen hat. Mir macht das gleichzeitig Angst und Hoffnung. Aber mir hat es auch mal Angst gemacht, zu fliegen oder auf den Rücken eines Elefanten zu klettern. Mir macht es keine Angst, dass ich meinen Beziehungsstatus auf Facebook vielleicht nie ändern werde. Dass nicht alles bis ins letzte Detail definiert ist. Ich muss meinen Namen nicht zwangsläufig auf einem Trauschein sehen. Aber eine gewisse Ernsthaftigkeit sollte dahinter sein. Ausgetobt habe ich mich lange genug, jetzt möchte ich mich endlich mal wieder auf mehr einlassen können. Und nein, ich muss nicht noch was lernen oder loslassen oder was auch immer. Verdammt. Hoffnung.

Singles, die damit tatsächlich glücklich sind, gratuliere ich übrigens von Herzen. Ohne Ironie und nicht nur heute, sondern jeden Tag. Für alle anderen habe ich leider auch keinen Ratschlag.

 

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