Nordwind und Meerluft

„Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer. Defintiv das Beste, das ich seit Langem gelesen habe. Und die ideale Lektüre für den zweistündigen Flug von Wien nach Amsterdam (erste Hälfte fertig, hat mich größtenteils vor einem Anflug leichter Flugangst bewahrt) und die Zugfahrt von Amsterdam nach Yerseke/Zeeland (zweite Hälfte, ebenfalls in zwei Stunden). Und verdammt, es ist das traurigste, beschissenste Ende, das man sich nur vorstellen kann! Und ja, verdammt, ich habe geheult wie ein Schlosshund (glücklicherweise versteckt hinter meinem riesigen Rucksack). Waren es fünf Minuten? Zehn Minuten? Mehr? Keine Ahnung.

Aber welches Ende hätte Glattauer stattdessen wählen sollen? Hätte er die Buchvorlage für „E-Mail für dich“ geliefert, hätte vermutlich auch ich mir den Film gerne gessehen. Denn so erschüttert, frustriert, unbefriedigt, alleine der Leser auch am Ende zurückbleibt, so sehr uns der Autor nach vier Stunden Lesevergnügen (ich bezeichne es so, auch wenn es natürlich nicht nur „Vergnügen“ im klassischen Sinn ist) den Boden unter den Füßen wegzieht: Ich kann es nachvollziehen! Ich verstehe beide Protagonisten! Das Leben ist nun mal kein Hollywood-Film.

Während ich noch um Leo und Emmi weine (und vermutlich auch wegen sämtlicher Anspannung der letzten Tage/Wochen/Monate), fährt mein Zug in Yerseke ein. Ich spüre nicht den Nordwind, sondern einen Hauch von Meerluft, Salzwasser, Muscheln… Sehe J., die ich seit 25 Jahren kenne, am Bahnhof auf mich warten. Das ist Freiheit. Und das ist Zuhause. Es fühlt sich gut an. Und wenn ich wieder in Wien bin, möchte ich bitte auch solche E-Mails bekommen! Oder Briefe. Oder Anrufe. Oder gleich persönliche Gespräche. Und was sich ergibt. Aber jedenfalls mit Happy End!

Facebooktwitterlinkedintumblrmail

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.