Manchmal ist eine Trennung besser…

Jemand hat sich gerade getrennt. Er ist ziemlich sicher nicht der Einzige, der das genau zu diesem Zeitpunkt getan hat. Viele Menschen trennen sich. Täglich. Auf der ganzen Welt. Und noch viel mehr sollten es tun. Weil sie sich auseinander gelebt haben. Weil sie wenigstens in Gedanken bereits fremdgegangen sind. Weil sie sich lediglich an einer Vorstellung festhalten, die längst der Vergangenheit angehört. Weil bestimmte Lebensziele auseinander gerückt sind. Oder weil diese schon immer unterschiedlich waren, aber im „Erwachsenenalter“ an Bedeutung gewinnen. Einer will Kinder, der andere nicht? Schwierig. Einer will Hausbauen und ins Grüne ziehen, der andere ist ein Großstadtmensch? Auch schwierig. Nicht immer unlösbar, aber Grund genug, es kompliziert zu nennen.

Dieser eine Mann hat mir übrigens vor ein paar Tagen ein Email geschickt. Er hat sich darin einiges von der Seele geschrieben und mehr oder weniger um Rat gefragt. Ich habe das Email schlicht und einfach überlesen. Er hat seine Entscheidung damit nicht annähernd von meiner Meinung abhängig gemacht. Was gut ist, denn ich wäre vermutlich die Letzte, die hierzu ihren Senf abgeben sollte.

Fremdgehen fängt in Gedanken an

Was ich ihm, der (logisch!) mit seiner Entscheidung hadert und nichtsdestotrotz dazu steht, vorhin geschrieben habe: „Du hast definitiv Eier, weil du eine Entscheidung getroffen hast, anstatt herumzulamentieren, der Tatsache aus dem Weg zu gehen, dass es scheinbar nicht mehr gepasst hat…“ Klar, vorschnell sollten solche Dinge auch nicht entschieden werden. Ich kann auch lediglich sagen, dass ich mich getrennt habe, als es nicht mehr gepasst hat. Spätestens dann, wenn ich in Gedanken quasi dabei war, fremdzugehen. Aktiv bin ich tatsächlich nie fremdgegangen. Passiv leider schon. Leider, weil es niemals schön sein kann, die Dritte in einer Beziehung zu sein. Ohne große Chance darauf, jemals die Eine zu werden.

„Wenn einem die Treue Spaß macht, dann ist es Liebe“, hat die Schauspielerin Julie Andrews einmal gesagt. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Lediglich, dass vermutlich kaum jemand ausschließen kann, nicht eines Tages untreu zu werden. Und sei es die schlechteste aller Ausreden: Alkohol. Aber was ist, wenn beide ihre Hände auch beim zweiten, dritten, vierten Mal nicht bei sich lassen können? Wäre es nicht spätestens(!) dann angebracht, dem Partner reinen Wein einzuschenken? Und sich selbst klarzumachen, wieso das alles passiert? Seine Beziehung zu hinterfragen? Derjenigen, die als Dritte praktisch ohnmächtig am Rande steht, wenigstens eine Chance zu geben? Sich selbst eine Chance zu geben, anstatt sich einzureden, dass man „eigentlich eh glücklich“ ist?

Vernunftbauchentscheidungen

Daher geht meine vollste Bewunderung eben an Menschen, die sich lieber aus Vernunftbauchentscheidungen heraus trennen. Und definitiv nicht an Menschen, die es einfach weiterlaufen lassen, weil alles andere ja unbequem wäre. Auch wenn (logisch!!) immer einer auf der Strecke bleibt. Zum Trösten sollten zwar tatsächlich andere da sein, aber auch hier gilt: Reden, reden, reden! Der andere verdient eine Erklärung! Und wer der Meinung ist, er könnte diese nicht abliefern, lügt sich meiner Meinung nach selbst ins Gesicht. Es gibt immer mindestens einen Grund für eine Trennung. Für mindestens einen der beiden. Vielleicht keinen zum Angreifen, aber es gibt ihn.

„Ganz hart gesprochen: Du bist ihm vermutlich nicht wichtig genug“, hat ein Freund letztens zu meiner Situation gesagt. Vermutlich hat er Recht. Und vermutlich sollte ich, egal ob er Recht hat oder nicht, mir selbst wichtig genug sein, mich nicht noch tiefer in die Sache verstricken zu lassen. Denn letztlich wollen halbwegs toughe, intelligente und im Leben stehende Frauen wie ich doch genau das: Männer, die Eier haben. Und keine Lulus, die alles lieber tun, als sich dazu zu bekennen, dass ihnen das, was sie haben, offensichtlich nicht genügt.

Und da fällt mir glatt noch so ein blöder, aber nicht ganz undoofer Auszug aus einem Lied ein: „Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling…“ (Dass Liebeskummer trotzdem kommt und geht, wie er will, darüber brauchen wir nicht zu reden…)

c Sabine Karrer

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5 Gedanken zu „Manchmal ist eine Trennung besser…“

  1. Was ist gedankliches Fremdgehen genau? Prinzipiell ist es ja so, dass Männer (wie auch Frauen) regelmässig an Sex denken. Und diese Fantasien können auch eine Beziehung bereichern…

    1. Wenn ich z.B. nur noch an eine Person denke und mir mit der echt was vorstellen könnte? Mir ständig andere besser gefallen? Ich rede nicht davon, dass man generell blind durch die Gegend rennen soll, nur weil man in einer Beziehung ist. 😉

  2. tscha. haben sie. sie haben die eier – deshalb ja das problem – testosteron korrumpiert die jungs.
    da bleibt fürs charakterliche „eier-haben“ halt öfters net viel über…

    1. Frauen haben sie auch. Noch viel mehr davon… Und ich kenne nicht wenige Frauen die sich von diesen leiten lassen. Und damit auch gewisse Probleme beim „Eier-haben-oder-nicht-haben“ haben… 😀

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