Heast, Goscherte!

Wie oft ich diesen Spruch schon gehört habe … Ich! ICH! Durchschnittliche Betragensnote in der Schule: „sehr gut“ bis „gut“. So weit ich mich erinnere, in 12 Jahren kein einziger Eintrag ins Klassenbuch. (Den für die gesamte Klasse zähle ich nicht, der war gemein. ;)) Allerdings wurde mir nahe gelegt, nicht in Philosophie und Geschichte zu maturieren. Tragischerweise war ich nicht zu schlecht oder zu uninteressiert, sondern einfach zu goschert.

Für alle Nicht-Wiener: Goschert bedeutet laut Duden vorlaut, ausfallend, frech, großmäulig, aber auch redegewandt oder schlagfertig.

Heast, Goscherte! Sprach der Nachbar, sprach der Papa, sprach der Freund, dachte die Philosohie-Lehrerin. Für die war ich wohl eher eine Grätzn (ein bisserl störend, ein bisserl boshaft). Bei allen anderen sah (und sehe) ich immer ein anerkennendes Grinsen, wenn diese Worte ihren Mund verlassen. Hätte ich für jedes „Goscherte“ einen Euro bekommen, wäre ich jetzt zumindest in Schillingen gerechnet wohlhabend.

Ich mag Goscherte. Grätzn und Gfrastsackln (boshafte, heimtückische Leute) weniger. Spätestens, wenn ihr einmal die Ehre habt, auf einem Jugendlager für Gruppen von Pubertierenden verantwortlich zu sein, werdet ihr mich verstehen. Aber die Goscherten, bei denen wusste ich immer: Die werden sich in der Gesellschaft einmal durchsetzen. Die haben das Herz am rechten Fleck, sind offen und ehrlich.

Und was das Schönste ist: Sagt man zu ihnen „Heast, Goscherte!“, sehen sie das Grinsen des Gegenübers, selbst wenn dieses sich noch so sehr bemüht, es zu verstecken. Wir Vorlauten verstehen einander blind. Von Goscherten zu Goscherten.

Zu einem Goscherten müsste ich niemals sagen: „Halt die Gosch’n!“. Der Goscherte weiß, wann Schluss ist. Wenn nicht, ist er eine Grätzn oder ein Gfrastsackl.

Keine Ahnung, ob der „typische Wiener“ goschert ist. In die Wiege gelegt wurde uns diese Eigenschaft wohl kaum. An Vorbildern mangelt es uns allerdings auch nicht. Möge das Goschertsein niemals aussterben.

 

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