Warum ich bei McDonald’s frühstücken wollte und das nie wieder machen werde

Das Grätzel rund um die Taborstraße kenne ich recht gut. Vor allem Abends. Mein Stammlokal, das Tachles, ist gleich um die Ecke, außerdem das Bricks, der Würstelstand vorm Bricks, die sehr gemütliche Hammond Bar (eine ausdrückliche Empfehlung von mir, weil sie auch wirklich was von Cocktails verstehen – und okay, rauchen darf man auch ;)), im „Naschkätzchen“ hatte ich mal eine Art Frühstücks-Date, das mexikanische Restaurant Pancho (auch eine Empfehlung), im Sommer lockt der Augarten… Aber findet in der Gegend mal Vormittags ein nettes Lokal für ein schnelles Frühstück.

Es war nämlich so: Ich hatte einen Termin ziemlich direkt bei der Station Taborstraße und eine knappe halbe Stunde Zeit, bis ich zum nächsten Treffen fahren musste. Mein Stammlokal hat Vormittags geschlossen, im „Naschkätzchen“, das ich ohnehin nicht sooooo prickelnd fand, wäre es meiner Einschätzung nach nicht so schnell gegangen, sonst entdeckte ich auf die Schnelle nicht wirklich irgendetwas Passendes. So stand ich vor der McDonald’s-Filiale und dachte mir: „Probier halt mal was Neues, Frühstück beim Mäci hattest du eh noch nie.“ Die sehr lange Warteschlange vorm „Burger-Schalter“ schreckte mich ein wenig ab und stellte mich vor die Frage, wie viele Menschen sich schon um 11 Uhr Morgens Burger und Pommes reinhauen.

Die Café-Latte-Damenrunde und das inflationär verwendete „Hamma nicht mehr“

Nachdem ich herausgefunden hatte, dass es diesen Eierspeise-Burger, wie auch immer der geheißen hat, anscheinend schon lange nicht mehr gibt (nach ausgiebiger Recherche am Terminal, auch mein erstes Mal), also kein „McBreakfast“, fiel mein Blick auf die Frühstückstafel beim McCafé. „Bis 12 Uhr“ stand darauf. Was genau beim „Wiener Frühstück“ oder beim „Croissant Frühstück“ dabei ist, war nicht wirklich herauszufinden, allerdings sollte ich sowieso gefühlte zehn Minuten Zeit haben, mir zu überlegen, was ich will. Die Damenrunde vor mir bestellte jeden Kaffee einzeln nach jeweils langer Beratschlagung und natürlich jede einen anderen. „Was ist im Café Latte drin? Wie groß ist der große Kaffee? Aha, Espresso mit Milchschaum, nein, Milchschaum mag ich nicht, dann bitte ohne.“ Und als sie endlich am Bezahlen waren: „Was ist das? Ah, Zimt, aha, aha… Den darf man sich nehmen?“ (No na, wenn er da steht.) Ich war inzwischen schon ein wenig grantig, weil hungrig und ungeduldig.

Die Entscheidung, ob Semmel, Kornspitz oder was auch immer fiel dann dafür rasch. „Ich hab nur noch eine Semmel und ein Croissant.“ Wir erinnern uns: „Frühstück bis 12 Uhr.“ Es war jetzt 11:10 Uhr. „Na okay, dann halt das. Und eine Melange. Und Butter bitte… Was ist da jetzt überhaupt genau dabei, auf der Tafel steht das nicht so wirklich.“ (Die Preise für die einzelnen Items übrigens auch nicht.) Auf Honig oder Marmelade hatte ich gerade wenig Gusto, also: „Dann dazu bitte den Leberaufstrich.“ (Die Auswahl war ja eher begrenzt und Kompromisse müssen manchmal sein.) „Hamma leider nicht mehr.“ Aha. Ich überlegte kurz. Sehr kurz. „Okay, danke, dann bitte: Stornieren sie alles und ich gehe einfach wieder, als wäre nichts gewesen.“

Das wenig charmante Surren des Backofens im Brösel-Paradies

Über die Straße entdeckte ich eine kleine Bäckerei. (Warum eigentlich erst jetzt?) Ich ignorierte, dass die nicht wirklich einladend wirkte. Ich bin echt nicht pingelig, aber wenn überall die Bröseln herumliegen und kein einziger Tisch abgeräumt ist, sollten die Inhaber eventuell darüber nachdenken, ob es gut ist, dass eine einzige Angestellte für alles gleichzeitig zuständig sein muss. Dafür war sie eh noch recht freundlich. Frühstück bestellt, an einen Tisch balanciert, das Zeug vom Vorgänger auf die Seite geschoben, von irgendwo her ganz leise Musik aus dem Radio vernommen, allerdings komplett übertönt vom monotonen Gebläse des Backofens. Ein Tinitus-artiges Dauer-Surren.

Ein namentlich nicht ganz unbekannter Berufskollege von mir (oder sein Doppelgänger, ist aber eher unwahrscheinlich) nahm am Nebentisch Platz und fragte mich nach der Zeitung. Dafür war ich irgendwie zuständig, denn auf meinem Tisch hatte sich ein ganzer Haufen heimischer Tageszeitungen gestapelt. Ich dachte kurz darüber nach, warum jemand, der ein gutes Frühstück mit Zeitunglesen zu schätzen weiß, ausgerechnet hier landet. Und das dem Anschein nach nicht zum ersten Mal. Hätte er mich umgekehrt erkannt, hätte er sich vermutlich die gleiche Frage gestellt. Ein klares Indiz dafür, dass meine Theorie stimmt und es in dieser Gegend tatsächlich kein nettes Frühstückslokal gibt. Falls doch, tut mir eine eventuelle Grätzel-Beleidigung leid (ich mag es hier normalerweise wirklich sehr gerne!) und ich freue mich über Tipps fürs nächste Mal– denn Mäci und Bäckerei werden es ganz sicher nicht mehr.

Foto: fotolia.de/max dallocco
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2 Gedanken zu „Warum ich bei McDonald’s frühstücken wollte und das nie wieder machen werde“

    1. Das Literaturbuffet klingt aber sehr nett, danke für den Tipp. Vielleicht plane ich nächstes Mal bewusst mehr Zeit ein und schau mal dorthin zum Frühstücken. Die Au merke ich mir für den Sommer vor. 😉

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