Ein Bambi zur Selbstfindung

Ich 3.0. So lautet der Plan. Wer bin ich, was will ich und wo will ich hin? Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Im Gegensatz zu Popsternchen wie Miley, Britney oder Justin mag ich mich nicht ständig neu erfinden. Muss ich ja auch gar nicht. Aber ich hab mal irgendwo aufgeschnappt, dass man sich alle sieben Jahre verändert. Also nicht so, wie man sich eh ständig verändert, sondern so richtig. Keine Ahnung, ob das stimmt und warum das so sein soll, vielleicht ist das auch nur irgendein Esoterikgewäsch. Egal, es könnte ja sein…

Nicht auf den Mars
Aber wo sucht man sich selbst? Im Schweigekloster? Kloster hatte ich schon letztes Jahr, das war schräg genug. Aber das mit dem Schweigen wäre mir dann doch zu hardcore. In irgendeinem Seminar für ausgebrannte Supermanager? Eher auch nicht. Bei einer mehrwöchigen Wanderung in die Einsamkeit der Berge? Sicher schön, mit viel Glück würde ich Tag zwei noch erleben. Eines ist sowieso fix: Auf den Mars flieg‘ ich ganz bestimmt nicht. Ich hab gehört, dass die grad jede Menge Neo-Siedler suchen. Rückreise nicht vorgesehen. Und dann? Alleine unter Freaks? Na ich weiß nicht…

Im Museum, zwischen wertvoller, inspirierender Kunst vielleicht? Das wäre toll. Überhaupt finde ich, man dass wir ich mich vielmehr in die Natur hinaus bewegen und mit Kunst umgeben sollte. Vielleicht wartet dort irgendwo die kleine Froschkönigin 3.0 darauf, abgeholt zu werden. Ich mache Dinge eh gerne alleine. Beim Fotografieren zum Beispiel sind (nicht fotografierende) Begleiter oft recht bald genervt. Ich versteh‘ das durchaus. Deswegen: Lieber gleich alleine. Oder gemeinsam mit Leuten, die viel Geduld und/oder selbst Interesse am Fotografieren haben. Vielleicht sogar mit eigener Kamera, dann zeige ich, die Anti-Lehrerin schlechthin (witzig eigentlich: Da fehlt mir meistens die Geduld. ;)), vielleicht sogar den eigenen oder anderen Kniff.

Glücksbringer Bambi
So wie M. kurz nach Silvester am Zentralfriedhof. Ist übrigens ein echter Geheimtipp: der alte jüdische Teil bei Tor 1. Damals habe ich die Froschkönigin 3.0 noch nicht so intensiv gesucht, aber dafür wollte ich unbedingt Rehe sehen. Die leben dort nämlich – und ich hatte bis dahin noch nie eines aus der Nähe gesehen. Aber so wirklich ernst gemeint war das nicht, ist doch vollkommen unrealistisch, Rehe sind scheu. Und dann haben mich hinter einem Grabstein urplötzlich zwei Äuglein angestarrt. Und noch zwei. Und noch zwei. Insgesamt fünf Rehen sind M. und ich gegenüber gestanden. Oder eher wir ihnen. Die ersten Fotos habe ich gleich ziemlich verwackelt, so sehr haben meine Hände in dem Moment gezittert. Und die arme M. wusste zuerst gar nicht, wie ihr geschieht. Ihr hat nämlich der Grabstein die Sicht versperrt, während ich kurz mal durchgedreht bin. „M., bleib stehen, beweg‘ dich nicht, da sind…. Ah, ist das arg!“ Und das am Friedhof, zum Gruseln.
Wenn mich jemand heute fragt, wann ich mich zuletzt so richtig glücklich gefühlt habe: Das war der Moment. Ich denke, darauf kann man aufbauen. Und es beweist auch: Man kann finden, wonach man sucht. Auch wenn man es bis dahin für ziemlich unrealistisch gehalten hat.

c Sabine Karrer
Zentralfriedhof, Rehe

 

 

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2 Gedanken zu „Ein Bambi zur Selbstfindung“

  1. ahhhhhh, da issi wieder! freut mich, dich mal wieder zu lesen.
    die 7jahre sache hat mit der zellerneuerung zu tun – ganz bio – nix esologisch 😉
    brauchst dich nicht suchen, bist eh da – in diesem sinne :
    neues jahr, neues glück!

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