Urlaub im Kloster: Wer suchet, der findet. Vielleicht.

„Ich will hier raus“ – der Gedanke überkommt mich an Tag 2 meines Klosterurlaubs zwar selten, aber immerhin: Er überkommt mich. Zum ersten Mal, als gegen 7:30 die Zimmerschwester an meine Tür klopft. Ich denke, im Kloster steht man früh auf. Trotzdem schlafe ich noch eine Stunde weiter, ich hab‘ ja Urlaub.

Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass ich hier ohne Auto kaum eine Chance haben werde, auswärts zu essen, bestelle ich ein Verpflegungs-Upgrade. Zuerst von Frühstück auf Halbpension, später auf Vollpension. Sicher ist sicher. Noch wachsen auf den Klosterbäumen keine Äpfel, die man klauen könnte. Und die Kirschen von Nachbars Baum mögen süßer schmecken, aber viele Nachbarn finde ich hier auch nicht.

c Sabine Karrer

Wege, die enden

Richtig interessant gestaltet sich mein Nachmittagsspaziergang. Das Wetter präsentiert sich grau in grau, nicht einmal ein Sonnenstrahl kann sich durch die Wolkenfront kämpfen. Am Bauernhof, der zum Kloster gehört, lässt sich lediglich eine junge Katze blicken. Die mich allerdings noch mehr ignoriert als es normalerweise die Prinzen tun, die keine Frösche sind. Aus dem Stall muhen die Kühe ein bisschen zu laut. Mit ihnen will ich mich lieber noch nicht anlegen. Morgen ist auch noch ein Tag. Selbst im Klosterladen werde ich heute nicht fündig. Normalerweise gehen Souvenirs und supertolle Bio-Produkte immer. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich die Souvenirs in erster Linie zwischen Hildegard-von-Bingen-Heilsalz und Kreuzen in allen Variationen bewegen…

Mit der Kamera in der Hand versuche ich, mir einen Weg Richtung Drauschleife zu bahnen. Der Ausblick erscheint mir geradezu malerisch. Allerdings: Jeder Wanderweg, den ich nehme, endet nach spätestens einem Kilometer in einem Schnee-Gatsch-Schmelzwasser-Gemisch. Dafür sind nicht einmal meine hartgesottenen Winterstiefel gemacht. Ich bemühe mich redlich, nicht Gott die Schuld zu geben. Dafür müsste ich mich ihm vielleicht auch näher fühlen. Tue ich aber nicht. Kloster hin oder her.

c Sabine Karrer

Die Sache mit der Ruhe…

Manchmal wird es mir schon zu viel, mich den ganzen Tag mit mir selbst beschäftigen zu müssen. Gleichzeitig genieße ich die Ruhe. Deshalb bin ich ja hier. Ich habe sie gesucht – und gefunden. Dass hier nach 20 Uhr nicht mehr annähernd die Post abgeht, macht es der gelernten Nachteule umso leichter, noch lange vor Mitternacht mit einem Buch in der Hand einzuschlafen. (Nein, es ist NICHT die Bibel; die liegt nach wie vor gut verstaut im Schrank. ;))

Ach, wenn ich noch einen Wunsch äußern darf: Den neuen Papst wählt bitte mal schön dann, wenn ich hier wieder weg bin. Ich hab‘ keine Ahnung, wie Gottes Personal hier darüber denkt, aber ich möchte es ungern herausfinden müssen…

c Sabine Karrer

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3 Gedanken zu „Urlaub im Kloster: Wer suchet, der findet. Vielleicht.“

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