Archiv der Kategorie: wiener stadtschmankerln

Fast wie Urlaub am Meer

kaisermühlen2 _ c sabine karrerStadtkind durch und durch. So würde ich mich grundsätzlich bezeichnen. Allerdings habe ich auch leicht reden. Ich bin Rande Wiens aufgewachsen und lebe dort bis heute. Nicht, dass ich mich nicht schon in anderen Grätzeln nach leistbarem Wohnraum umgeschaut hätte, denn der wird in Kaisermühlen inzwischen immer rarer. Was mich nicht weiter verwundert. Früher wollten nur wenige „über die Donau“ ziehen, heute schätzen immer mehr Menschen das Leben im Grünen, aber eben mit sehr guter Anbindung an die inneren Bezirke. Wenn’s schnell geht, bin ich in 15 Minuten am Stephansplatz. Das führt eben leider auch dazu, dass in meinem Bezirksteil an praktisch jedem Ort, an dem ein altes Haus abgerissen wird, ein neues mit superteuren Eigentumswohnungen entsteht. Früher oder später werde ich mich wohl entscheiden müssen: Weiterhin am Wasser leben, dafür auf ein Zimmer mehr verzichten und meinen cholerischen Nachbarn Herrn Alfred in Kauf nehmen, oder mich nach einem neuen Grätzel umschauen, das mir ein zumindest annähernd so schönes Zuhause bieten kann.

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Mensch oder Maschine?

Selbstbedienungsautomaten. Über das Thema kann ich praktisch zu jeder Uhrzeit lamentieren. Meine ersten Erfahrungen damit: Kaugummiautomaten. Das war damals lustig und wäre es wohl heute noch, würde ich endlich jemanden finden, der schon mal spontan einen Ring rausgedrückt hat, um der Angebeteten einen Antrag zu machen. Diese Geschichte würde ich wirklich gerne erzählen. „Kaugummi-Romantiker“ würde ich sie nennen. Toller als Kaugummiautomaten fand ich aber schon in frühen Jugendjahren den Zuckerlverkäufer ums Eck meiner Schule. Da konnte man sogar anschreiben lassen. Und die Gummischlümpfe waren sowieso besser als die abgefummelten Kaugummikugeln. Weitere Erfahrungen: mäßig. Getränkeautomaten, ja. Oft. Aber ich habe zum Beispiel noch nie ein Kondom aus dem Automaten gezogen, nicht mal einen Tampon. Aber gut zu wissen, dass ich könnte, wenn es sein müsste. In einem Hietzinger Lokal habe ich am Klo übrigens sogar mal einen Dildo-Automaten entdeckt. Zumindest hierzulande war das bisher das skurrilste Fundstück für mich. Was man teilweise an Autobahn-Raststätten in Nachbarländern findet, hatte ich bis zu diesem Moment gerade tatsächlich erfolgreich verdrängt.

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Das war der Urban Waters Cup 2016

Endlich habe ich es auch mal geschafft, beim Urban Waters Cup 2016 vorbei zu schauen. Den veranstaltet Philipp, der Bruder meiner Schwägerin, schon seit ein paar Jahren auf der Donauinsel. Kurz zusammengefasst geht es darum, den Reichsbrückenpfeiler zu erklimmen. Und zwar nicht irgendwie, sondern auf vorgegebenen Routen. Wie man es schafft, da rauf zu klettern, schon überhaupt, wenn man sich direkt aus dem Wasser hievt, geht mir zwar nach stundenlangem Zuschauen immer noch nicht ein, aber umso größer ist meine Bewunderung für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wer Spaß am Klettern hat und sich das zutraut, sollte nächstes Jahr also unbedingt dabei sein. 😉

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Herr Alfred und die Zeit im Bild

Herr Alfred, mein höllischer Nachbar, bereitet mir Sorgen. Vor zehn Jahren bin ich in die Wohnung über ihm eingezogen. Seit zehn Jahren habe ich kaum eine Zeit im Bild unkommentiert schauen können. Es beginnt schon mit der ZiB um 9 Uhr, es geht weiter mit der ZiB um 17 Uhr, es folgen ZiB1 und ZiB2. Danach geht Herr Alfred irgendwann ins Bett, vermutlich erschöpft. Bei der ZiB24 fehlen mir seine Kommentare zum Weltgeschehen dann fast ein wenig, denn die sind immer sehr aufschlussreich. „Olle deppat!“, Ois Oaschlecha!“ Oft schalte ich meinen eigenen Fernseher ein, sobald ich Herrn Alfreds Stimme durch den Fußboden höre. Es ist ein bisschen wie beim Blutabnehmen. Ich will Blut nicht sehen müssen, aber wenn ich nicht sehe, was passiert, fühle ich mich unwohl. Also sehe ich die Bilder zu Herrn Alfreds lautstarken Erklärungsversuchen der Innen- und Außenpolitik, manchmal drehe ich sogar den Ton ab, weil er dabei doch nur stört. Und täglich grüßt das Murmeltier.

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Wie sich zwei Männer nach über 50 Jahren wieder getroffen haben und nun nach Leuten aus ihrer Zeit im Franz-Domes-Heim suchen

Väter und Töchter haben ja oft mehr gemeinsam, als es den Töchtern (zumindest in Teenager-Trotzphasen) manchmal lieb ist. Bei meinem Papa und mir ist das auch so. Eines gehört aber definitiv nicht dazu: Während ich mit meinen Freunden aus der Schulzeit entweder gar nichts mehr zu tun habe oder sich unser Kontakt weitgehend auf Facebook beschränkt, zieht es den Herrn Papa Woche für Woche zum Heurigen, um dort Freunde zu treffen, mit denen er großteils schon einen Teil seiner Kindheit verbracht hat.

Mein Papa, Josef Karrer
Mein Papa, Josef Karrer, in jungen Jahren

Eine Antwort auf die Frage, wie sich Freundschaften über so viele Jahrzehnte halten können, habe ich bis heute nicht gefunden, dafür kenne ich jetzt eine Geschichte, die damit zu tun hat. Irgendwann vor einigen Wochen sitzen meine Eltern und ich zusammen, als mein Papa plötzlich etwas loswerden will. Eine Bitte hätte er an mich. Ein gewisser Norbert Tischelmayer hätte ihn kontaktiert. Ein Mann, den er seit seiner Zeit als Lehrling nicht mehr gesehen hat. Inzwischen hätten sie sich getroffen und Norbert hätte ihm von seinem Vorhaben erzählt, ein Treffen zu organisieren. Und zwar ein Wiedersehen jener Leute, mit denen ihn und meinen Papa eine gemeinsame Zeit im Franz-Domes-Lehrlingsheim verbindet. Eine schöne Zeit, wie beide immer wieder betonen.

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