Amsterdam von A bis Z

Meine kleine Amsterdam-Reise, aufgeteilt in 26 Buchstaben. Viel (Lese-)Vergnügen! 😉

Alleine unterwegs

Drei Tage. Keine Reisebegleitung, keine dort lebenden Freunde, nur ich. Wenn ich das in Amsterdam nicht schaffe, schaffe ich es nirgendwo, habe ich mir gedacht. Das Zentrum ist einigermaßen überschaubar, die Stadt kenne ich ein bisschen, also habe ich meinen ersten Single-Städtetrip gewagt.

Das hat erstaunlich gut funktioniert und die Vorteile habe ich recht bald zu schätzen gelernt: Man erlebt manches tatsächlich anders, muss auf niemanden Rücksicht nehmen, gestaltet die Tage und Abende ganz nach seinen eigenen Wünschen. Fad geworden ist mir nicht einmal für eine Sekunde, wenngleich ich das Erlebte abends im Pub schon gerne mit jemandem geteilt hätte, aber selbst dort ist man eh nie wirklich alleine. Was beim Alleinereisen schon fehlt: Jemand, der auf deine Sachen aufpasst, wenn du dich zum Beispiel gerne im Brunnen abkühlen würdest, ohne dein Fotoequipment zu gefährden. Oder der ein Foto von dir macht. Während ich sicher zwei Dutzend Touristen mit deren Handys und Kameras fotografiert habe, kann ich mich einfach nicht überwinden, einem fremden Menschen mein Heiligtum in die Hand zu drücken.

Begijnhof

Ruhige Plätze sucht man in der Amsterdamer City lange, aber es gibt sie. Einer ist der Begijnhof, ein versteckter Garten nahe des Spuipleins, in dem sich einige der ältesten Häuser der Stadt befinden. Ab dem 14. Jahrhundert haben hier sogenannte Beginen gelebt, alleinstehenden Frauen, ähnlich wie Nonnen, aber mit mehr Freiheiten als in einer Klostergemeinschaft. Die letzte Begine ist erst 1971 gestorben.

Heute sind die Wohnungen, die sich nach wie vor in Privatbesitz befinden, vermietet, was auch die Ruhe erklärt. Touristen dürfen den Hof zwar untertags besuchen, sind aber angehalten, sich leise zu verhalten. Um hier einzuziehen, muss man (in Anlehnung an die Tradition) übrigens weiterhin weiblich, unverheiratet und angeblich auch über 35 Jahre alt sein. Ich hätte also beste Chancen, doch leider dürfte die Warteliste relativ lange sein.

Mehr über den Begijnhof

Coffeeshops

Nein, ich war in keinem. Ja, ich wurde das inzwischen gefühlt 100 Mal gefragt. Und ja, die Frage nervt. Übrigens gibt es in Coffeeshops tatsächlich auch Kaffee. 😉

Dam

Ausgehend von einem im Fluss Amstel aufgeschütteten Damm hat sich Amsterdam über die Jahrhunderte von einem Fischerdorf zur Metropole entwickelt. Daher kommt auch der Name (Amstel und Dam → Amstelredam → Amsterdam). Heute befindet sich an der Stelle, an der die Stadt einst gegründet wurde, der Hauptplatz „Dam“ unter anderem mit dem Königspalast und dem Nationalmonument. Mit der Errichtung von Dämmen, Deichen und Schleusen kennen sich die Niederländer bestens aus, denn weite Teile des Landes liegen unter dem Meeresspiegel und müssen entsprechend geschützt werden.

Einheimische

Wer in Amsterdam lebt, muss von Touristen wie mir oft ziemlich genervt sein. Denn wir sind unglaublich viele und wissen uns nicht immer zu benehmen. Damit meine ich nicht mal unbedingt exzessive Kifferei und Sauferei, sondern vor allem die Tatsache, dass wir ihnen ständig vor die Fahrräder laufen. Dafür wirken die meisten Einheimischen erstaunlich relaxt und genau das mag ich an der Stadt unter anderem so sehr: die Gemütlichkeit, das Entspannte und die Vielfältigkeit.

Freedamtours

Eigentlich hatte ich geplant, an meinem letzten Tag in Amsterdam noch einmal alleine durch die Stadt zu laufen. Aber dann habe ich im Pub einen Flyer der Freedamtours in die Finger bekommen, im Netz durchwegs gute Bewertungen über den Anbieter gelesen und mich beim zweiten Bier spontan angemeldet. Das Prinzip funktioniert so, dass es keinen festen Preis gibt, sondern man am Ende bezahlt, was es einem wert war. Am nächsten Morgen dann der Gedanke: „Oje, zweieinhalb Stunden, was, wenn das langweilig wird? Eigentlich habe ich eh schon so viel gesehen.“ Abmelden wollte ich mich aber nicht mehr, also Augen zu und durch. Gemeinsam mit Touristen von fast allen Kontinenten bin ich unserem Guide Zaïda dann fast drei Stunden durch die Stadt gefolgt, habe gebannt ihren Geschichten über die Entstehung und Entwicklung der Stadt, das Leben der Bewohner heute, Prostitution, Drogenpolitik, den Beginn von Rembrandts Karriere mit dem Gemälde „Die Anatomie des Dr. Tulp“, die Judenverfolgung während des zweiten Weltkriegs, die Blütezeit durch die Gründung der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC), aber auch die damit einhergehende Kolonialisierung und Sklaverei und vielem mehr gelauscht. Meine absolute Empfehlung für alle, die sehr lebendig gestaltete Stadtführungen schätzen.

Zu den Freedamtours

 

Grachtenhäuser

Ohne ein typisches Grachtenhäuser-bei-Nacht-Kitschbild im Gepäck wäre ich niemals nach Hause geflogen, also bin ich bei Einbruch der Dunkelheit mit Stativ losgezogen, um besonders schöne Plätze zu finden.

Heineken

Sagen wir so: Man nimmt, was man bekommt. Wenn es Amstel, Jupiler, Grolsch oder andere Marken gibt, würde ich allerdings immer darauf ausweichen. Außerdem sollte einem bewusst sein, dass ein großes Bier in Amsterdam um die sechs Euro kostet.

Iamsterdam

Die zehn riesigen „Iamsterdam“ Buchstaben am Museumsplein hinter dem Rijksmuseum sind ein beliebtes Fotomotiv. Fast schon zu beliebt. Ich habe natürlich auch mein Selfie gemacht, mich aber dann lieber am Brunnen davor niedergelassen und die Füße ins Wasser gehängt. Bei gefühlt 40 Grad gibt es kaum eine bessere Abkühlung. Wer „Iamsterdam“ mit weniger Touristen fotografieren möchte, hat am Flughafen Schipol die Gelegenheit. Dort wurde der gleiche Schriftzug aufgebaut und der ist in der Regel weit weniger frequentiert.

Jordaan

Das ist der Name eines Stadtviertels in der Amsterdamer City und hier schummle ich jetzt ein wenig. Die Niek Engelschmanbrug liegt nämlich nicht exakt in diesem Stadtteil, grenzt aber daran. Die Brücke mit der coolen Steinfigur führt über die Keizersgracht und verbindet die Raadhuisstraat mit dem Westermarkt (der sich tatsächlich in Jordaan befindet).

Alle Amsterdamer Brücken

Kroketten

Man muss diese niederländische Spezialität nicht lieben, sollte sie aber zumindest probiert haben. Im Grunde handelt es sich dabei um eine zermanschte Fleisch- oder Gemüse-Masse, die frittiert und meistens mit Senfserviert wird. Die klassischen Kroketten sind länglich, in der runden Variante heißen sie Bitterballen. Weil die Speise in den Niederlanden gar so beliebt ist, verkauft McDonald’s sogar einen eigenen McKroket. Eine weitere niederländische Spezialität ist Nieuwe Haring, roher Hering, den ich in Österreich genauso vermisse wie Kroketten.

Lieblingskatzen

… hat man in Amsterdam nicht nur, sondern man zeigt sie auch gerne. Selbst im Pub kann es daher vorkommen, dass die Katze zum Inventar zählt. Einfach nicht wundern, es liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht an zu viel Bier oder sonstigen Substanzen. Auch im Souvenirshop kann es passieren, dass sich ein Kätzchen am Tisch neben der Kassa ausruht.

Kein Wunder, dass es in dieser katzenvernarrten Stadt sogar ein eigenes Katzenhausboot gibt.

Museen

Während die Warteschlangen vor Van-Gogh-Museum, Rijksmuseum und Co mitunter recht lange sind (das kann man aber umgehen, indem man die Tickets vorab online oder in Ticketshops kauft), gibt es auch eine Vielzahl an kleineren, teils kuriosen Museen: Sex, Erotik, Prostitution, Tulpen, Taschen (das übrigens „Tassenmuseum“ heißt, nicht irritieren lassen), Hanf, Hausboot – alles dabei. Eine Auswahl an Museen findet ihr hier.

Niederlande oder Holland?

Oft sagen wir Holland, wenn wir eigentlich die Niederlande meinen. Dabei umfassen die Niederlande alle zwölf Provinzen, während Holland nur aus nur zwei (Noord- und Zuid-Holland) besteht. Wer in Amsterdam ist, befindet sich aber tatsächlich auch in Holland, konkret in Noord-Holland. Wobei die Hauptstadt dieser Provinz nicht die niederländische Hauptstadt Amsterdam, sondern Haarlem ist. Verwirrend, oder? 😉

Oude Kerk

Inmitten des Rotlichtviertels befindet sich – für manche verwunderlich – die älteste Kirche Amsterdams (ursprünglich eine kleine Kapelle, die nach und nach vergrößert wurde). Der gewählte Standort macht aber Sinn, denn so konnten die Seeleute schnell noch ihre Sünden loswerden, bevor sie wieder in See stachen. Glaubten sie zumindest und bezahlten vermutlich gerne ihren Ablass.

Panoramablick

Vielleicht ist das ein Tick von mir, aber ich muss Städte immer auch von oben sehen. In der Amsterdamer City gibt es zwar (für das Stadtbild glücklicherweise) nicht sehr viele höhere Gebäude, aber ein paar Möglichkeiten finden sich doch. Zum Beispiel die Rooftop-Bar Blue Amsterdam im dritten Stockwerk. Leider spiegeln die Fenster ein wenig und das Lokal ist nur bis 18:30 Uhr geöffnet (Donnerstags auch bis 21 Uhr), dafür gibt es gutes Essen und nette Bedienung.

Den Sonnenuntergang wollte ich dann in der Openbaren Bibliotheek hinter dem Hauptbahnhof genießen (im siebenten Stockwerk, bis 22 Uhr geöffnet, gutes Kantinenessen, wobei man nicht unbedingt konsumieren muss). Ein Wermutstropfen: Der Ausblick ist nur in eine Richtung möglich und das Vordach schränkt die Sicht ein wenig ein. Nächstes Mal werde ich wohl die Cocktails in der benachbarten Skylounge testen und zumindest einen Kirchturm erklimmen.

Qqqqrrccchhhh

Ich persönlich krächze viel zu wenig, um glaubhaft als Niederländerin durchzugehen. Versucht es mal. 😉

Reinfall

Meiner Meinung nach ist ein Besuch des Bloemenmarkts am Single-Kanal entbehrlich. Beschrieben wird er als schwimmender Markt, allerdings ist das sehr unspektakulär, wenn man echte schwimmende Märkte kennt. Die Verkaufshütten sind einfach nur am Wasser aneinander gereiht, that’s it. Erwarten könnte man ein riesiges Angebot aus bunten, duftenden Blumen, stattdessen gibt es vor allem Tulpenzwiebel und Souvenirs zu kaufen. Naja.

Stadtplan

Nachdem ich vergessen hatte, mir gleich nach meiner Ankunft am Bahnhof einen Stadtplan zu besorgen, habe ich daraus eine Challenge gemacht: Kommt man papierlos, nur mit einer App bewaffnet, gut durch?

Ich habe mich für den Amsterdam Travel Guide von Ulmon entschieden, weil man dort verschiedene Listen (was für die Trennung in Sehenswürdigkeiten, Essen&Trinken, usw. praktisch ist) anlegen, alle Orte, die man besuchen möchte, in der Karte markieren und diese auch offline verwenden kann. Ich fand’s gut, wobei ich ziemlich oft im Kreis gelaufen bin. Was aber eher daran liegt, dass ich einfach nicht ständig auf die Karte geschaut habe und generell dazu neige, im Kreis zu laufen.

Toleranz

Die Amsterdamer haben sehr früh gelernt, dass sich mit Toleranz auch Geld verdienen lässt, was vielleicht die weitgehende Vielfalt, die man hier noch heute findet, erklärt. Natürlich war und ist nicht alles rosig, aber trotzdem fand ich es interessant, dass zum Beispiel einst, als der katholische Glaube in den Niederlanden verboten wurde, Katholiken in Amsterdam diesen wenigstens im Verborgenen ausleben „durften“. Eigentlich nicht durften, aber es wurde weggeschaut. Immerhin brachten ja auch diese Bürger Geld. In dieser Zeit sind einige versteckte Kirchen in ganz normalen Wohnhäusern errichtet worden, von denen eine als Museum besichtigt werden kann.

In Amsterdam ist jedenfalls seit jeher so vieles „illegal but not illegal“, weil es toleriert wird, dass es dafür sogar ein eigenes Wort gibt: „gedogen“. Dem Thema Toleranz widmet sich übrigens eine eigene Tour, die ich zwar nicht mitgemacht habe, aber die sich möglicherweise lohnt, wenn man mehr darüber erfahren möchte.

Unterkunft

178 Euro für zwei Nächte ohne Frühstück im Besenkammerl, gerade groß genug für ein Bett, ein Kasterl und ein Badezimmer. Damit und mit der Karaokebar gegenüber habe ich sicher besonders viel Pech gehabt, aber Amsterdam ist einfach kein günstiges Pflaster und ich wollte zentral in Nähe des Bahnhofs wohnen, um mein Gepäck nicht durch die halbe Stadt schleppen zu müssen. Sauber war das Zimmer allerdings und wenn euch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit im Zimmer nicht abschreckt (ehrlicherweise: dort hält man sich eh nur zum Schlafen auf; wenn einen nicht die Karaokebar-Gäste davon abhalten ;)), dann bitte hier entlang.

Verrückte

Wie meinte eine Amsterdamerin, nachdem sie von einer „crazy lady“ beinahe mit Bier bespuckt wurde, so schön? „There are many crazy people here, you know, the drugs.“ Ich glaube ja nicht, dass das immer der einzige Grund ist, aber in drei Tagen Wien sind mir tatsächlich noch nie so viele verrückte Menschen begegnet wie in drei Tagen Amsterdam. Weitgehend aber eh solche von der lieben Sorte. Zum Beispiel der Selbstgespräche führende Mann, der anscheinend mit mir reden wollte, aber den Sprung nicht ganz geschafft hat, oder der Typ, der mir unbedingt eine Dose Cola schenken wollte und dem ich nach zehn Minuten auf die Frage, was ich hier eigentlich machen will, lachend geantwortet habe: „Eigentlich endlich meine Fotos.“

Wandelen

„Wandelen“ ist Niederländisch für Spazierengehen und für mich in der Innenstadt die beste Art, sich fortzubewegen. Mit dem Auto fährt hier sowieso nur, wer muss oder völlig durchgeknallt ist. Radfahrer sind in Amsterdam aber die Könige der Straße und es ist sicher reizvoll, die Stadt auch als Tourist auf zwei Rädern zu erkunden. Ich habe mich lieber drauf beschränkt, mich nicht überfahren zu lassen. Das allerdings eher von Touristen, denn die Einheimischen wissen hier schon, was sie tun. Man sollte nur ein bisschen mitspielen = aufpassen = sich an die Regeln halten = Radfahrer haben grundsätzlich immer Vorrang. 😉 Öffentliche Verkehrsmittel gibt es natürlich auch, wenn man mal von einem ans andere Ende der Stadt will, aber dann entgeht einem so viel, wenn man doch ohnehin Zeit hat.

XXX

Mit käuflichem Sex geht Amsterdam offen um, Prostitution ist hier legal und für alle, die zum ersten Mal in der Stadt sind, sind die Prostitutierten in den Schaufenstern ein verlockendes Fotomotiv. Das Fotografieren und Filmen würde ich allerdings unterlassen, denn die Damen wissen sich zu wehren und darauf würde ich es nicht ankommen lassen wollen. Ansonsten ist „De Wallen“ ein recht entspanntes Viertel, zumindest vor Mitternacht.

Yesssss

Einfach drei mal JA zu Amsterdam. Wer die Stadt noch nicht erlebt hat, hin mit euch!

Zaïda

Großartigste Stadtführerin ever. Wenn ihr bei Freedamtours bucht und sie erwischt, habt ihr wirklich Glück, finde ich. (Mehr dazu weiter oben unter F wie Freedamtours.)

 

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2 Gedanken zu „Amsterdam von A bis Z“

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